Der Tollensesee vor der Haustür von Neubrandenburg ist sicherlich nicht so berühmt, auch nicht so überlaufen wie der Gardasee, aber doch ähnlich faszinierend und funorientiert wie der größte See Italiens, jener „Lago di Garda“, der sich über die Regionen Südtirol. Venetien und die Lombardei erstreckt. Für viele Neubrandenburger gehört die ebenso anspruchsvolle wie ansprechende Umrundung des Tollensesees mit dem Rad zu den jährlichen Lieblings-Ausflügen.

Auf der 35 Kilometer langen Strecke rund um den Tollensesee gibt es viel zum Erkunden, Genießen und Verschnaufen. Ein Erlebnisbericht von Janus Wenck.

Der Tollensesee ist einer der schönsten und saubersten Seen in Mecklenburg-Vorpommern und bietet jede Menge Bade- und Bootsspaß. Foto Neubrandenburg ist eine Sportstadt, viele Kanuten und Ruderer haben auf dem Tollensesee trainiert. Foto: © Ines Patro
Der Tollensesee ist einer der schönsten und saubersten Seen in Mecklenburg-Vorpommern und bietet jede Menge Bade- und Bootsspaß. Foto Neubrandenburg ist eine Sportstadt, viele Kanuten und Ruderer haben auf dem Tollensesee trainiert. Foto: © Ines Patro

Wieder ist ein Jahr rum, und es wird Zeit für meine alljährliche Runde um den wunderschönen Tollensesee bei Neubrandenburg in der Mecklenburgischen Seenplatte. Diese Tour ist für mich zu einem festen Ritual geworden und leitet die Radsaison ein. Eine Runde um den Tollensesee ist rund 35 Kilometer lang und damit perfekt, um sich nach der Winterpause wieder an das Radfahren zu gewöhnen. Mein Start und Ziel ist die Vier-Tore-Stadt.

Neubrandenburg ist eine beliebte Einkaufsstadt

Den Beinamen erhielt Neubrandenburg aufgrund der vier gut erhaltenen Stadttore, die Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage sind. Neubrandenburg wurde 1248 gegründet, und ist heute die Kreisstadt der Region. Besonders sehenswert ist die St.-Marien-Kirche im Stil der norddeutschen Backsteingotik, die nach ihrem Wiederaufbau seit 2002 als Konzertkirche genutzt wird. Neben kulturellen Events bietet die Stadt gute Einkaufsmöglichkeiten sowie Sport- und Freizeitangebote, viele davon am Tollensesee.

Zu Beginn der Radtour geht es steil bergauf - danach wird die Runde um den See aber gemütlicher. Foto: © Janus Wenck
Zu Beginn der Radtour geht es steil bergauf – danach wird die Runde um den See aber gemütlicher. Foto: © Janus Wenck

Ich starte dessen Umrundung am Strandbad Broda, im Westen von Neubrandenburg. An heißen Tagen gönne ich mir im Café Broda ein erfrischendes Kaltgetränk, bevor ich richtig in die Pedale trete. Ich fahre den Tollensesee entgegen dem Uhrzeigersinn entlang und verlasse daher das Strandbad Broda in Richtung Belvedere, einem historischen Aussichtspunkt über dem Steilufer. Oben angekommen, hat man den anspruchsvollsten Teil der Tour bereits hinter sich. Das klassizistische Belvedere erinnert an einen griechischen Tempel und bietet einen Rundblick über den Tollensesee.

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Viel Sehenswertes rund um den Tollensesee

Nachdem ich das Belvedere passiert habe, führt die Strecke durch eine malerische Landschaft. Die Wege sind gut ausgebaut und ermöglichen ein angenehmes Fahren. Zur Linken begleitet mich der See, zur Rechten eine wunderschöne Waldlandschaft. Der Abschnitt durch den Wald endet mit dem Erreichen von Alt Rehse, einem Dorf mit einer besonderen Geschichte: Zwischen 1935 und 1945 wurde Alt Rehse im Nationalsozialismus als vermeintliches „Musterdorf“ umgestaltet und diente Schulungszwecken im Gesundheitswesen. Zahlreiche Fachwerkhäuser aus dieser Zeit sind weitgehend erhalten und stellen heute ein Flächendenkmal dar.

Das an einen griechischen Tempel erinnernde "Belvedere" bei Neubrandenburg ist ein beliebter Aussichtspunkt. Foto: © Ines Patro
Das an einen griechischen Tempel erinnernde „Belvedere“ bei Neubrandenburg ist ein beliebter Aussichtspunkt. Foto: © Ines Patro

Im Bistro Alt Rehse kann man eine Rast einlegen – oder an der Badestelle eine Erfrischung genießen. Gestärkt setze ich meine Fahrt in Richtung Wustrow fort, einem uralten Dorf, in dem es frühgermanische Hügelgräber und Spuren aus Slawenzeit zu erkunden gibt. Der Ort liegt zwischen dem Tollensesee und der Lieps, einem Nebengewässer, das auf der Tour mit umrundet wird. Nach 17 Kilometern erreiche ich in Prillwitz den südlichsten Punkt der Rundfahrt. Hier befindet sich das beeindruckende Jagdschloss Prillwitz aus dem 19. Jahrhundert (und keine vier Kilometer weiter südlich das berühmte Schloss Hohenzieritz).

Meine persönliche Pause mache ich meist kurz vor der Ortschaft Usadel. Dort gibt es einen Parkplatz an der Bundesstraße B 96 mit einem atemberaubenden Blick über den Lieps in die Ferne. Nach meiner Rast geht es auf der letzten Etappe der Tour ein Stück entlang der B 96 in Richtung Klein Nemerow. Wenn man ausreichend Zeit hat, kann man im Golf Club Mecklenburg-Strelitz e. V. eine Runde Golf spielen. Der Weg führt dann auf charmanten Waldstrecken entlang von Feldern und dem Tollensesee.

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In Klein Nemerow angekommen, bietet sich die letzte Gelegenheit für eine angenehme Rast in dieser traumhaften Region Mecklenburg-Vorpommerns. Zwischen Klein Nemerow und Neubrandenburg ist die Strecke durch den Tollensesee, den Fahrradweg und die stille Landschaft geprägt. Diese letzte Etappe nutze ich entweder, um die Natur zu genießen oder, wie ich es oft mache, um mit voller Energie in die Pedale zu treten – ideal für ein abschließendes Auspowern. Am Augustabad, dem ehemaligen Kurort von Neubrandenburg, angekommen, mache ich mich auf den Weg zurück zum Strandbad Broda. Dort gönne ich mir eine kurze Verschnaufpause, bevor ich zum krönenden Abschluss ins Eiscafé Venezia fahre, um mich mit einer wohlverdienten Kugel Eis zu belohnen.

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