Friederike Werner ist Kunsthistorikerin, Ägyptologin – und Expertin in der TV-Sendung „Bares für Rares“. In ihrem neuen Buch lüftet sie ein „ägyptisches“ Geheimnis und trifft dabei in Hohenzieritz auf Königin Luise. Für das Mecklenburg-Vorpommern-Magazin gab sie Sirko Salka ein Interview.
Schloss Hohenzieritz in der Nähe von Neustrelitz verbinden die Leute mit Königin Luise, die dort jung verstarb. Mich hätte es weniger überrascht, wenn Sie in Ihrem Buch eher ein preußisches Geheimnis aufgedeckt hätten anstatt ein „ägyptisches“?
Friederike Werner: Wichtige Frage! So sieht’s aus: Mecklenburg und Preußen hatten ein „ägyptisches“ Geheimnis, will heißen: ägyptisch inspiriert, auf Ägypten bezogen. Es betrag Herzog Carl II., seine Tochter Königin Luise und die Könige Friedrich Wilhelm II. – IV. von Preußen.
Prunkstück auf Schloss Hohenzieritz ist der „Ägyptische Saal“, etwas versteckt im Obergeschoss. Sie haben dort 2019 schon einen Vortrag gehalten. Welche Rolle spielt der Saal in Ihrer Geschichte, wie kam er zu dem Namen?
Friederike Werner: Bis heute ist unklar, wie der Saal damals hieß. Der im Laufe der Zeit aufgekommene Name „Ägyptische Saal“ benennt erst mal das beabsichtigte Grundthema des Raumes. – Der Saal ist Herzstück des Schlosses und meines Buches. Es verbindet älteste kulturelle Ursprünge und den Kosmos miteinander. In dem fantasievollen Bildprogramm zeigt sich die geistige Weite Herzogs Carls II.
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Das kleine Hohenzieritz im fernen Mecklenburg hat Sie in früheren Jahren bereits beruflich beschäftigt; war es eines Ihrer Projekte in Heidelberg? Zu welchen neuen Erkenntnissen sind Sie in der Zwischenzeit gekommen? Was war der Auslöser, Ihre Motivation, nun dieses Buch zu schreiben?
Friederike Werner: Bei der Forschung jenens vergessenen ägyptisierenden Berliner Tafelaufsatzes von 1804 (Buch: Ägyptomanie in Preußen, 2016) fand ich heraus, dass Königin Luise als Auftraggeberin ihre Hand im Spiel hatte und für ihren Gemahl auch noch Obelisken und Sphingen orderte. Dauernd musste ich deshalb an ihre Herkunft und an den „Ägyptischen Saal“ ihres Vaters in Hohenzieritz 1795 denken: Gab es eine geheime Verbindung? – Na klar! Zum Glück hab‘ ich nie lockergelassen!
Friederike Werner:
Das „ägyptische“ Geheimnis oder:
Die verhüllten Tempel von Hohenzieritz und Berlin 1795/1850.
VDG arts + science Weimar GmbH
200 Seiten, 100 Abbildungen, 28 Euro
ISDN: 978-3-89739-981-5
Die Ägyptenfaszination der Preußen, das Ägyptische Museum, Nofretete – ich hab das bisher in die Mitte des 19. bis ins 20. Jahrhundert verortet: Persönlichkeiten wie Pückler-Muskau, Lepsius und spätere. Ihr Buch beleuchtet die Zeit 1795 / 1850. Wie ordnen Sie das ein: War der Hype der Berliner da schon am Abklingen und die für Sie spannendere Zeit davor?
Friederike Werner: Der Hype ließ nie nach. „Ägyptomanie“ nahm immer neue Formen an, je nach den Kenntnissen und Entdeckungen der Zeit. Spannend ist die frühere Zeit, weil man sich eher poetisch und diskret mit Ägypten befasste; das Ägyptische Museum Berlin 1850 ist dann trotz seiner Opulenz wie eine berückende Hommage Friedrich Wilhelms IV. an den Großvater in Hohenzieritz und somit an seine Mutter Königin Luise. Damit hat sich ein großer Kreis geschlossen.
Welche Rolle spielt Königin Luise im Ägyptenthema und damit in Ihrem Buch?
Friederike Werner: Luise war in diese gedankliche „preußisch-ägyptische“ Linie eingebunden, sichtbar auch in ihrem Bildnis 1796: Als Anwärterin auf den Thron ist Luise mit einem königlichen ägyptischen Sphinx porträtiert! Und zeitgleich zur Geburt des Thronfolgers 1795 wird der „Ägyptische Saal“ auf Schloss Hohenzieritz eingerichtet.
Sie schauen öfters mal in Mecklenburg-Vorpommern vorbei – wie gefällt es Ihnen bei uns im Norden? Was steht noch auf Ihrer Wunschliste für die nächsten Besuche?
Friederike Werner: Schloss Mirow, Prillwitz, Neustrelitz genauer betrachten … und viel schwimmen in den herrlichen Seen!
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