Die hohe Zeit des Weins ist jetzt. Schloss Rattey am Fuße der Brohmer Berge in Vorpommern ist nun zum Winterschlaf verdammt, was aber alles andere als Müßiggang für das Weingut-Team bedeutet. Denn die Vorbereitungen für die neue Saison auf Deutschlands nördlichsten Weingut laufen auf Hochtouren.
Wein von Schloss Rattey gibt’s gerade nur online
Das winterliche Idyll auf Schloss Rattey täuscht: Der neue Traktor ist da. Und das ist gut so. Denn die Arbeit ist mehr geworden. Große und kleine Maschinen sowie viele flinke Hände sind momentan im Einsatz. Das hochherrschaftliche Haus und Areal sollen bald in neuem Glanze mit altem Charme wieder erlebbar sein. So wie es sich Stefan Schmidt, Leiter des Weingutes Schloß Rattey, wünscht.
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Ganz klar, die Pandemie hat ihre tiefen Schatten auch auf das Gut mit seiner Hotelanlage und den exklusiven Gästezimmern gelegt; denn nächtigen darf dort aktuell niemand. Auch der Shop mit Wein und anderen regionalen Produkten ist nun nur noch im Internet geöffnet. Normalerweise beliefern sie auch Gaststätten und den Großhandel.
Doch Schmidt sieht in der ruhigen Zeit eine gute Chance, alles auf Vordermann zu bringen, was ohnehin geplant war. Das sind nicht nur Sanierungsarbeiten am teils eingerüsteten Haupthaus und die Pflege der gesamten Anlage. Sondern das ist vor allem auch viel Zeit für die Weinreben, deren Erträge das Haus seit Jahren über die Landesgrenzen hinweg bekannt gemacht haben.
67.000 Rebsorten und Wein in allen Farben
Rot und Rosé und Weiß – bestockt mit den weißen Rebsorten Phoenix, Solaris und Johanniter sowie der rote Regent, Rondo und Cabernet Cortis. – aus alten und jungen Reben. Denn Schmidt hat nachgelegt – nicht nur dem neuen Frontlader – sondern insbesondere auch beim Wein: Mit etwa 35.000 neuen sind es jetzt insgesamt 67.000 Rebstöcke, aus denen der begehrte Rebsaft entstehen wird. „Das ist eine Herausforderung für uns alle“, blickt der Önologe, sprich Weinexperte, auf die zur Zeit intensiven Arbeitstage.
Die jungen Reben – das ist ein bisschen wie im richtigen Leben – müssen erzogen werden, so der Fachbegriff, und die alten werden auf Ertrag geschnitten, denn jetzt ist die hohe Zeit des Weines. Jung und Alt spielen auch im Team auf dem Weingut eine Rolle. Nicht zuletzt deshalb, weil sich Winzer-Nachwuchs dazugesellt hat. Der ganze Stolz von Stefan Schmidt; „denn wir bilden zum ersten Mal aus und dürften damit im gesamten Nordosten Vorreiter sein.“
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Der junge Mann, der den jungen Reben das Beste für den Weinkenner entlocken möchte, kommt aus Buxtehude und wollte „unbedingt im Norden bleiben, um diesen Beruf zu erlernen“. Kein leichter Weg für den Ausbildungsbetrieb – dem mit seinen mittlerweile zwölf Hektar Anbaufläche größten Weingut Norddeutschlands, da Schloss Rattey seit 2019 zur Inselmühle Usedom GmbH gehört.
Aber der erste große Schritt ist gegangen, freut sich der Weingut-Chef, der übrigens nach eigenem Bekunden durchaus auch gern mal einen gutes Glas Wein genießt, sich aber bei der Rebe nicht festlegen will. Nun ja, Auswahl hat er ja genug, quasi in Reichweite.
Uralte Eichen säumen das klassizistische Herrenhaus
Das fleißige Treiben der Winzer bestaunen auch immer wieder Spaziergänger, die den pittoresken Schlosspark mit seinen weitläufigen Weingärten, uralten Eichen und historischen Teichanlagen erkunden – als berauschend schöne Kulisse für das klassizistischen Herrenhaus – elegant ausgestattet mit Antiquitäten aus Preußen, Mecklenburg-Vorpommern und der ganzen Welt – aus dem Jahre 1806.
Schloss Rattey, ehemaliger Wohnsitz der Adelsfamilie von Oertzen, dient seit Sommer 1998 den Besuchern als Hotel mit 14 Gästezimmern. Momentan ist das Schloss infolge von Corona zum Winterschlaf verdammt. Wann könnte es wieder losgehen mit Gästen und dem vollen Betrieb? „Wir wappnen uns für Ostern. Das wäre toll, wenn es dann einen Neustart geben könnte“, hofft Stefan Schmidt.
Ein zweiter Weinkeller ist in Planung
Und wenn man schon mal reservieren möchte? „Das ist aktuell schwierig, da wir ja keine Gewähr geben können, ob und wann wir wieder öffnen. Aber die Rezeption ist besetzt, und man kann sich im Internet regelmäßig auf den neuesten Stand bringen lassen. Wir stehen auf jeden Fall bereit und sind startklar, sowie es wieder losgehen kann.
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Losgehen soll es in diesem Jahr auch mit anderen Vorhaben, wie etwa einem zweiten Weinkeller. Zudem steht eine eigene Brennerei ganz oben auf der Wunschliste des Weingutes. Um, wie Schmidt sagt, alles von der Frucht bis zum Produkt aus einer Hand zu schaffen … Carina Göls