Mecklenburg-Vorpommern ist bekannt für seine atemberaubenden Landschaften und historischen Gärten. Viele dieser Parkanlagen wurden vom renommierten preußischen Gartenkünstler Peter Joseph Lenné gestaltet und prägen bis heute das Landschaftsbild der Region. Tauchen Sie ein in die Welt des großen Visionärs, der das Landschaftsbild im 19. Jahrhundert neu definierte. T

Peter Joseph Lenné, geboren am 29. September 1789 in Bonn, gilt als bedeutendster deutscher Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts. Seine berühmten Anlagen in Berlin-Brandenburg – Park Sanssouci, Charlottenhof, Berliner Tiergarten, Neuer Garten, Pfaueninsel, Glienicke, Charlottenburg – zählen zu den schönsten in Europa. Ihm werden rund 400 Gärten und Parkanlagen zugeschrieben, etwa 20 davon in Mecklenburg-Vorpommern tragen seine Handschrift, wie Dietmar Braune von den Staatlichen Schlössern, Gärten und Kunstsammlungen MV berichtet.

Das Schweriner Schloss, auch "Neuschwanstein des Nordens" genannt, ist ein Wahrzeichen von Mecklenburg-Vorpommern. Die herrliche Gartenanlage wurde Mitte des 19. Jahrhunderts durch Peter Joseph Lenné neu gestaltet. Foto: In den 1820er-Jahren verwandelte der preußische Meistergärtner Teile des Schlossparks Neustrelitz in einen englischen Landschaftsgarten. Vom Schlossensemble sind nur noch die Schlosskirche und Orangerie erhalten. Foto: © SSGK/Thomas Grundner
Das Schweriner Schloss, auch „Neuschwanstein des Nordens“ genannt, ist ein Wahrzeichen von Mecklenburg-Vorpommern. Die herrliche Gartenanlage wurde Mitte des 19. Jahrhunderts durch Peter Joseph Lenné neu gestaltet. Foto: In den 1820er-Jahren verwandelte der preußische Meistergärtner Teile des Schlossparks Neustrelitz in einen englischen Landschaftsgarten. Vom Schlossensemble sind nur noch die Schlosskirche und Orangerie erhalten. Foto: © SSGK/Thomas Grundner

Die „Handschrift“ von Peter Joseph Lenné

Bereits in jungen Jahren war der Sohn eines Bonner Hofgärtners ab 1816 am preußischen Hof angestellt – wo er ein schaffensreiches Dasein im Dienst der Könige und Kaiser führte. Als preußischer Gartendirektor prägte der „Buddel-Peter“ (Deutschlandfunk) nicht nur das Stadtbild Potsdams und Berlins, sondern er hinterließ auch in Mecklenburg-Vorpommern ein beeindruckendes Erbe, wo er unter anderem die großherzoglichen Gärten in Schwerin, Neustrelitz und Ludwigslust gestaltete. Beispielhaft für eine komplette Landschaftsumgestaltung in Mecklenburg ist wiederum Schloss Basedow in der Mecklenburgischen Seenplatte, das der bedeutenden Adelsfamilie von Hahn gehörte.

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Peter Joseph Lenné war ein Visionär, der natürliche Flora und von Menschen geschaffene Bauwerke in harmonischer Weise verband. Der „Garten-General“ brachte Dynamik in die strengen Achsen barocker Parkanlagen und setzte Elemente des Englischen Gartens, die im 18. Jahrhundert modern wurden, um. Er formte geschwungene Wege, große Sichtachsen, Wasserspiele und Teiche und entfernte barocke Strukturen. Seine Karriere begann nahezu vorgezeichnet: Bereits von seinem Vater, ebenfalls Peter Joseph Lenné, früh gefördert, lernte er bei seinem Onkel und verbrachte Wanderjahre in Paris und Süddeutschland, bevor er in Wien seine ersten Schritte in der Landschaftsgärtnerei machte.

In Basedow formten der preußische Gartenkünstler Lenné und der Architekt Friedrich August Stüler einen weitreichenden Landschaftspark im Auftrag des Gutsbesitzers Friedrich von Hahn, der Schloss Basedow zum Stammsitz seiner Familie auserkoren hatte. Foto: © Ines Patro
In Basedow formten der preußische Gartenkünstler Lenné und der Architekt Friedrich August Stüler einen weitreichenden Landschaftspark im Auftrag des Gutsbesitzers Friedrich von Hahn, der Schloss Basedow zum Stammsitz seiner Familie auserkoren hatte. Foto: © Ines Patro

Mit 27 Jahren ging er nach Potsdam, unter anderem durch die Förderung von Protegés, die sein Talent erkannt hatten. Ein wesentlicher Unterstützer war Hofmarschall Burchard Friedrich Freiherr von Maltzahn, ein Mecklenburger Adliger. In den ersten Monaten war Lenné in Potsdam als Gartengehilfe auf Botanik und Pflanzenkunde ausgerichtet. Doch gewann er „schnell eine künstlerische Handschrift. Lenné nannte sich auch früh ‚Gartenkünstler‘. Er war überzeugt von sich, das ist früh verbürgt“, sagt Dietmar Braune, Dezernatsleiter Garten bei den Staatlichen Schlössern, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern: „Als einer, der sich als Künstler hervortat.“

Schwerin und Ludwigslust zählen zu Lennés Spätwerken

Bereits 1818 lieferte der „grüne Nachwuchsstar“ einen Riesenplan zur Umgestaltung der Parkanlagen von Schloss Sanssouci ab. „Handwerklich, zeichnerisch und gartenkünstlerisch muss er schon was draufgehabt haben.“ Der Schlosspark Neustrelitz war Lennés erster Geniestreich im Norden. Ausschlaggebend dafür waren die Nähe zu Berlin und dynastische Verbindungen. So war die Schwester vom Mecklenburg-Strelitzer Großherzog Georg mit Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. verheiratet – und als Königin Luise ihrerseits eine Berühmtheit.

In den 1820er-Jahren verwandelte der preußische Meistergärtner Teile des Schlossparks Neustrelitz in einen englischen Landschaftsgarten. Vom Schlossensemble sind nur noch die Schlosskirche und Orangerie erhalten. Foto: © SSGK/Timm Allrich
In den 1820er-Jahren verwandelte der preußische Meistergärtner Teile des Schlossparks Neustrelitz in einen englischen Landschaftsgarten. Vom Schlossensemble sind nur noch die Schlosskirche und Orangerie erhalten. Foto: © SSGK/Timm Allrich

Peter Joseph Lenné stand zeitlebens im engen Austausch mit den angesagten Baumeistern seiner Zeit, Karl Friedrich Schinkel, Friedrich August Stüler und Ludwig Persius. Laut Braune war das „eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe“. In seinen Alterswerken wiederum, dazu zählen Schwerin und Ludwigslust, „hat er die barocken Grundzüge gelassen und mit seinen Ideen kombiniert“, so der Garten-Dezernent weiter. Paul Friedrich, Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, beauftragte Lenné mit der Modernisierung des Schweriner Schlossgartens, die zwischen 1840 und 1852 erfolgte.

Moderne Stadtparks eine Erfindung des Gartenkünstlers

„Die Havellandschaft ist dem von Wasser umgebenen Schweriner Schloss doch sehr ähnlich. Deshalb wird es Lenné leichtgefallen sein“, vermutet der Experte, „bis hin zu kleinen Ideen, die aus dem Raum Potsdam übernommen worden sind“, sagt Dietmar Braune. So sei etwa Kaninchenwerder (Schwerin) an die Berliner Pfaueninsel angelehnt. Für Projekte außerhalb Berlin-Brandenburgs durfte der am preußischen Hof angestellte Lenné kein Honorar verlangen. „Das war nur Renommee. Aber Lenné hat große Geschenke und Zuwendungen erhalten – und seine Pflanzen überall hin verkauft. Sicher wurden ihm auch die Reisekosten erstattet“, so Braune.

Schlosspark von Ludwigslust Foto: © SSGK Jörn Lehmann
Schlosspark von Ludwigslust Foto: © SSGK Jörn Lehmann

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Peter Joseph Lenné war ein erfolgreicher Geschäftsmann, bereits 1823 gründete er die Landesbaumschule. Und er soll Aktionär einer großen Eisenbahngesellschaft gewesen sein. In Ludwigslust baute der preußische Gartenkünstler 1852 vermutlich auf den Plan des örtlichen Landschaftsbauers Wilhelm Benque auf, obwohl sein Gesamtkonzept nie vollständig umgesetzt wurde – möglicherweise aufgrund seiner Abwesenheit vor Ort und finanzieller Einschränkungen.

Lenné erlebte keine wirklichen Misserfolge in seiner Laufbahn. Seine Schüler trugen seinen Mythos weiter und verbreiteten seine Ideen europaweit. Über 400 Garten- und Parkanlagen zählen zu Lennés Erbe, das neben seinen gestalterischen auch soziale und ökologische Aspekte umfasst. Zu seinen „grünen Lungen“ gehören z. B. der Volksgarten in Magdeburg und zahlreiche Anlagen in Berlin.