Anika Laß spielt seit Jahren als Antje die Hauptrolle im Anklamer Open Air der Vorpommerschen Landesbühne Peene brennt, das jeweils zum Ende des Sommers startet. Am Freitag ist es wieder soweit, wenn „Das Fest der Peenefischer“ gefeiert wird. Im Interview mit Sirko Salka erzählt die Künstlerin, dass sie schon im Vorfeld der Premiere viel zu tun hatte.
Seit 1986 sind Sie Mitglied des Anklamer Fritz-Reuter-Ensembles, ein Amateur-Tanzverein, der im September 50. Geburtstag feiert. Wissen Sie, ob der niederdeutsche Dichter ein talentierter
Tänzer war?
Nee (lacht), das weiß ich nicht … Ich bin mit sechs Jahren zum Fritz-Reuter-Ensemble gekommen, habe dort von klein auf das Tanzen und Artistik gelernt.

Bei der Vorpommerschen Landesbühne sind Sie seit 17 Jahren fest angestellt als Choreografin, Schauspielerin und Tanzpädagogin. Kriegen Sie jeden zum Tanzen, auch Tanzbären wie mich?
Definitiv, ja! Ich versuche es zumindest. Bei Neulingen und bei unserer Laiengruppe, den Peenebrennern, bin ich besonders geduldig. Wenn eine Nummer nicht gleich klappt, was ich niemals verlangen würde, dann schaue ich nicht auf die Uhr, sondern nehme mir Zeit zum Üben.
So kamen die Peenebrenner zu ihrem Namen
In Zinnowitz unterrichten Sie die Eleven der Theaterakademie, sie arbeiten mit erfahrenen Anklamer Schauspielern und mit der dortigen Laiengruppe. Hand aufs Herz: Mit wem macht es am meisten Spaß? Und wer hat mehr Lampenfieber?
Teil zwei Ihrer Frage kann ich nicht beantworten. Und ich trainiere mit Jüngeren genauso gern wie mit Älteren. Und mit Dünnen, wenn ich das mal klischeehaft sagen darf, genauso gern wie mit Korpulenteren. Ich mache da keine Unterschiede, sondern finde es schlimm, wenn man Menschen nach dem Aussehen beurteilt und ausfiltert. Bei den Peene-Aufführungen läuft alles auf freiwilliger Basis.
Unsere Laien kommen nach dem Job oder nach der Schule zu den Proben. Mir macht es ungeheuer viel Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Denn sie brennen fürs Theater, sie brennen für die Bühne. Mit ihrer Freude und Lebhaftigkeit geben mir unsere Peenebrenner unglaublich viel Energie und Wärme.

„Das Fest der Peenefischer“ (ehemals Peene brennt) startet am 1. September 2023 um 19.30 Uhr mit der Premiere auf dem Hof des Anklamer Theaters. Das Open Air läuft täglich um 19.30 Uhr (außer am Sonntag) bis zum 8. September. Tickets im Internet unter www.vorpommersche-landesbuehne.de, telefonisch unter 03971 2688800 oder an der Abendkasse.
Theater Anklam
Rührt der Name Peenebrenner daher, dass die Ankamer fürs Theater brennen?
Nein, das hat eine andere Bewandtnis: Viele Jahre haben wir die Stücke der Reihe am Ufer der Peene gespielt. Zum Finale gab es immer eine Feuerbühne und Kanonenschlacht. Mit dem Ergebnis, dass jeden Abend die Peene brannte. So kam die Gruppe zu ihrem Namen.
Wie sind Sie 2006 zur Hauptrolle in „Peene brennt“ gekommen?
Dazu muss ich etwas ausholen: Bei mir hat es erst spät „klick“ gemacht. Nach meiner Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten bin ich damals nach Lübeck gezogen, dort aber nicht glücklich geworden. Mir fehlte die Bewegung, mein Tanzen. Also bin ich nach Vorpommern-Greifswald heimgekehrt. 2005 habe ich meine Tochter geboren. Im Erziehungsjahr ist mir bewusst geworden, dass ich nicht mehr acht Stunden täglich im Büro sitzen möchte.

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Mit 26 Jahren durfte ich mein Hobby dann zum Beruf machen. Über ein Casting kam ich zur Vorpommerschen Landesbühne – und ich erhielt vom damaligen Intendanten Wolfgang Bordel gleich die Maßgabe, auch bei „Peene brennt“ mitzumachen. Wir alle konnten Dr. Bordel ja nichts abschlagen. Ich habe mich ehrlich gefreut, endlich auf der Bühne spielen zu dürfen, denn zu dem Zeitpunkt hatte ich nur getanzt.
Bei Peene brennt wird viel getanzt
Auch in diesem Jahr spielen Sie im „Fest der Peenefischer“ Ihre Paraderolle, die mutige Anklamerin Antje Schulze.
Diese Rolle war damals gerade frei geworden – für mich ein großes Glück! Meinen Entschluss, ans Theater zu gehen, habe ich an keinem Tag bereut! Natürlich ist die Arbeit zwischendurch auch anstrengend, doch bereitet sie mir unglaublich viel Spaß!
Bei den Aufführungen Peene brennt sind Sie auch für die Choreografien der Tänze verantwortlich. Wie schaffen Sie das alles?
Das weiß ich manchmal auch nicht (lacht). Im Vorfeld muss ich da sehr strukturiert und organisiert sein, und ich habe seit Jahren mit Laura Hannemann eine Assistentin, die mir vieles abnimmt und auch parallel mit den Tanzleuten proben kann. Wir sind ein eingespieltes Team, sonst wäre es in der Tat schwierig.
Zehn Tänze pro Show sind eine Hausmarke, oder?
Diesmal sind es weniger Tänze; in den Jahren vor Corona hatten wir bei „Peene brennt“ immer so zehn pro Show. Damals konnte ich auf einen festen Stamm, überwiegend Mädels und Jungs, aus dem Fritz-Reuter-Ensemble oder Anklamer Karnevalsclub zurückgreifen. Andere wiederum sind durch diese Sommerinszenierungen überhaupt erst zum Tanzen gekommen.
Erinnerungen an Theatermacher Wolfgang Bordel
Sie wählen die Tänze aus und erstellen Choreografien? Hatten Sie bei Wolfgang Bordel freie Hand?
Zu Dr. Bordels Zeiten war das Textbuch immer erst spät fertig. Das hat mich vor Herausforderungen gestellt. Wenn ich wusste, in welche Richtung das Stück geht, habe ich ihm Musikvorschläge unterbreitet. Wolfgang Bordel hat dann versucht, meine Vorschläge in die Geschichte einzubauen. Andersrum hätte es nicht funktioniert.

Grundsätzlich ist bei „Peene brennt“ immer eine Polka dabei, ein Massentanz und ein opulentes Finale. Das konnte ich vorbereiten, da die Geschichten ja immer gut ausgehen. Mit den neuen Intendanten Anna Engel und Andreas Flick lief das dieses Jahr entspannter und strukturierter ab.
So ganz verstanden habe ich nie, um was es bei „Peene brennt“ eigentlich ging, Sie als Hauptdarstellerin?
(lacht) Nee, ist richtig. Die Handlung hat sich mir nicht immer erschlossen, das gebe ich ehrlich zu, und das berichten andere auch.
Was macht den Zauber von „Peene brennt“ aus?
Die Zuschauer sind wegen der Tänze gekommen, der Feuershows, der Kämpfe, der Kanonenschlacht. Und weil da lokale Persönlichkeiten mitspielen, die man in der Hansestadt kennt. Leute wie Ralf „Rosenblüte“ Mauermann, Pastor Andreas Schorlemmer in der Rolle des Pastors Hein Schwätzig oder Stadtpräsident Andreas Brüsch als Bürgermeister.

Diesmal wird im Anklamer Theaterhof das „Fest der Peenefischer“ aufgeführt. Worauf können sich die Zuschauer freuen? Kanonenschüsse wird es nicht geben.
Nein, dann würden wir einen warmen Abriss machen (lacht). Aber Feuer wird die Show trotzdem haben! Und wie immer können die Gäste noch einen schönen Sommerabend mit uns genießen und sich berieseln lassen.
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