Die Leuchttürme in Mecklenburg-Vorpommern haben ihr Feuer längst noch nicht verloren. Seit über 100 Jahren erleuchten die Seefeuer die Küste der Ostsee und sind auch für Landratten einen Besuch wert.
Wenn Regen, Nebel oder Sturm über die Küste Mecklenburg-Vorpommerns peitschten – blieben sie standhaft, wenn auch allein. Die großen Leuchtfeuer der südlichen Ostseeküste: Leuchtturm Arkona, Leuchtturm Darßer Ort, Leuchtturm Buk, Leuchtturm Greifswalder Oie, Leuchtturm Dornbusch und Leuchtturm Warnemünde.
Hans Joachim Luttermann kennt sie alle. In der Altmark als Sohn eines Schleswig-Holsteiners geboren, zog es ihn an die Küste. Er ging zur Volksmarine und arbeitete seit 1966 beim Seehydrografischen Dienst in Rostock. Dieser war unter anderem zuständig für die Instandsetzung aller Seezeichen, auch der Seefeuer. Und so landeten etliche der Planungsunterlagen bei Hans Joachim Luttermann auf dem Tisch, der als Bereichsleiter für die Leuchtfeuer Wustrow, Darßer Ort und Warnemünde zuständig war.
„Oft gab es Lücken in diesen Unterlagen der Seezeichen. Bedingt durch die lange Geschichte der Gebäude“, erzählt der Rostocker. Also fuhr er die Archive in der Region ab, sogar bis nach Berlin, suchte nach den fehlenden Bausteinen. 1994 schließlich war er Gründungsmitglied des Fördervereins Leuchtturm Warnemünde e.V., der den Leuchtturm in Warnemünde unterhält. „2004 habe ich dann den Verein Interessengemeinschaft Seezeichen aus der Taufe gehoben. Mittlerweile zählt der Verein 200 Mitglieder.“
Älteste Leuchtturm steht auf Rügen
Der älteste Leuchtturm der Region ist der Schinkelturm am Kap Arkona, der 1828 seinen Dienst antrat, jedoch Anfang des 20. Jahrhunderts vom Neuen Turm abgelöst wurde. Der Schinkelturm hat seinen Namen von Karl Friedrich Schinkel. Dieser war der Baumeister des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und unterschrieb alle Unterlagen zum Bau des Turms.
Dem Schinkelturm folgte 1848 der Darßer Leuchtturm. 1878 kam der Leuchtturm Buk in Bastorf hinzu. „Spätestens an dieser Stelle kam mir die Idee für eine Briefmarkenserie der Leuchttürme, die auch 1974/75 in der DDR erschien“, wirft Luttermann ein. 1888 wurde der Leuchtturm Dornbusch auf Hiddensee in Betrieb genommen. Und im Jahre 1898 nahm der Leuchtturm Warnemünde seine Arbeit auf. Sie alle wurden im Auftrag des Staates erbaut. „Der Darß, Arkona und Oie sind also preußische Leuchttürme. Die anderen Mecklenburger.“
Ein Bediensteter des preußischen Königs hatte den Auftrag, Seefeuer in Deutschland zu errichten. Dieser hatte die Idee der Lichtkreise. Die Leuchtfeuer sollten so stehen, dass sich die Seemänner von Lichtkreis zu Lichtkreis sicher entlang der Küste bewegen konnten. Später wurden sie durch weitere Lichter ergänzt, wie beispielsweise durch den Bau der Molenfeuer in Warnemünde, die die Einfahrt in den Hafen noch sicherer machen sollten. Aus diesem Grund stehen die Leuchttürme dort, wo sie stehen. Die Entfernung zur Küste hat etwas mit der Bündelung des Lichts zu tun.
Seit 1978 sind alle Seefeuer unbemannt
Früher musste der Leuchtfeuerwärter die Lichtquelle, damals Petroleumlampen – später Gas, immer wieder nachdrehen. „Und es heißt richtig Leuchtfeuerwärter, nicht Leuchtturmwärter. Denn sie kümmerten sich um das Feuer, nicht um den Turm“, erläutert Luttermann. Ab den 1920er Jahren wurden die Seefeuer im Nordosten nach und nach an die Stromnetze angeschlossen und liefen mit elektrischen Lampen. 1978 verließen die letzten Leuchtfeuerwärter Mecklenburg-Vorpommern, sie arbeiteten auf dem Leuchtturm Greifswalder Oie. Seither sind alle Seefeuer unbemannt. Seit der Wende sind alle Leuchtfeuer für Touristen und
Einheimische geöffnet.
Leuchttürme auf Kap Arkona offen für Besucher
Dem Fachmann nach sollte man unbedingt den Leuchtturm Dornbusch auf Hiddensee gesehen haben. „Wenn das Wetter klar ist, kann man von oben über die gesamte Insel sehen. Das ist wunderschön.“ Die Leuchttürme am Kap Arkona können beide besichtigt werden. Der Neue Turm, 35 Meter hoch, hatte mal ein Pendant auf der Insel Helgoland, die beiden Leuchttürme waren fast baugleich. Der Turm auf Helgoland wurde allerdings im Krieg zerstört.
Ein Besuch des unter Denkmalschutz stehenden Leuchtturms Greifswalder Oie ist nicht so einfach, aber möglich. Seit 1995 ist die östlichste Insel Mecklenburg-Vorpommerns Naturschutzgebiet und die Heimat einer artenreichen Flora und Fauna. Zu deren Schutz dürfen nur 50 Gäste pro Tag auf die Insel. Doch auch dieses Seefeuer ist einen Besuch wert. Denn der 38 Meter hohe achteckige Turm ist der einzige deutsche Leuchtturm bei dem ein König, genauer Friedrich Wilhelm IV., den Grundstein gelegt hat.
Im Krieg wurden Leuchtfeuer ausgeschaltet
Der Leuchtturm Buk bei Bastorf in der Nähe von Kägsdorf ist etwa drei Kilometer Luftlinie von der Küste entfernt. Doch das beinahe 21 Meter hohe Seefeuer steht auf einer Anhöhe. Der Mecklenburger mag es gar Berg nennen. Er hat eine besondere Linse, die das Licht aufs Meer hinausträgt. Der Turm ist auch heute noch in Betrieb, obwohl er im Krieg beschossen wurde.
„Das war recht selten. Denn auch in Russland wurden die Seefeuer die Heiligen der Meere genannt.“ Dennoch oder gerade deswegen wurden die Leuchtfeuer im Krieg bei Gefahr auf Kommando ausgeschaltet, erklärt Luttermann. Denn natürlich zeigten sie nicht nur ihren eigenen Standort an, sondern Piloten konnten Rückschlüsse ziehen, wo sie ihre Bomben fallen lassen, wenn sie das Licht im Dunkeln erblickten.
Der Leuchtturm Darßer Ort auf der Halbinsel Fischland Darß steht im Naturschutzgebiet und ist etwa fünf Kilometer von Prerow entfernt. Er ist vielen Touristen eine Fahrradtour über den holprigen Waldweg wert. Doch nur wer zu Fuß, mit der Pferdekutsche oder der Darßbahn zum Turm fährt, kann auf dem Holzdielen-Weg das unberührte Naturschutzgebiet erkunden und über die Launen von Mutter Erde staunen. Denn dort sind Fahrräder verboten.
Quelle: Nordkurier (Archiv)
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