Töpferei und Keramik – solide und fantasievoll. Und das mitten in der Mecklenburgischen Schweiz. Die Geschwister Beseler aus Hinzenhagen beherrschen die Töpferkunst in geradezu gegensätzlicher Art und Weise.
Der Katzenfreund ist sofort hin und weg: Feengleich wie aus dem Märchen sitzen die Samtpfötchen im Regal, jede mit eigenem Gesicht, mit eigenem Charakter, jede ein Unikat – und alle möchte der Katzenfreund sofort haben. Wie mögen sie entstanden sein, die Keramik-Fabelwesen? Auf der Töpferscheibe? Oder auf dem Tisch geformt in Aufbaukeramik?
Keramikdesignerin lüftet ihr Geheimnis
Wer ein ganz klein wenig Ahnung hat von der Töpferei sieht sofort, dass beides nicht funktionieren kann. Und der Katzenfreund bleibt ratlos zurück und beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen: Er besucht die Keramikdesignerin Ulrike Beseler in der Töpferei der Geschwister Ulrike und Sven Beseler in Hinzenhagen. Gern lüftet sie das Geheimnis ihrer Arbeitsweise, nach dem sie auch kunterbunte Vögel, entzückende Hunde und viele andere Plastiken fertigt.



Die Geschwister Beseler arbeiten auf einem von alten Bäumen umgebenen zauberhaften Hof in der Mecklenburgischen Schweiz. Ihre prominenten Eltern Edith Rimkus-Beseler und Horst Beseler kauften den Hof zu DDR-Zeiten. Sie war eine bekannte und angesehene Fotografin und Freundin von Eva und Erwin Strittmatter, schoss die bekanntesten Fotos des Dichterpaars. Horst Beseler wurde berühmt als Autor des Kinderkrimis und Schullesebuches „Käuzchen Kuhle“.
Schritt für Schritt zur Töpferware
Genau genommen entsteht die Kunst der Ulrike Beseler durch die Kombination beider Arbeitsmethoden. Zunächst dreht sie die Grundformen auf der Töpferscheibe – Körper, Kopf, Beine… Dadurch erhält die künftige Tierplastik eine wunderbare Spannung, die mit Aufbaukeramik nicht zu machen ist. Danach werden die Teile eine Nacht lang getrocknet, bevor sie geschnitten und montiert werden können. Nächster Schritt: Unter Folie erfolgt das langsame, behutsame Trocknen.


Dann kommt der so genannte Schrüh-Brand bei 950 Grad, bevor Ulrike Beseler die entstehende Plastik glasiert und bemalt. Endgültig fertig gestellt wird sie beim Glattbrand bei 1160 bis 1180 Grad. Und wieder hat eine feengleiche Katze das Licht der Welt erblickt. „Ach, Zufriedenheit ist Luxus“, winkt sie ab. „Ohne Unzufriedenheit, ohne kritische Reflexion würde es ja nicht weitergehen.“
Von der Melkerin mit Abitur zur Künstlerin
So wie es immer weiterging im Leben und im künstlerischen Werden von Ulrike Beseler. Tierärztin wollte sie werden, die damals in der DDR mögliche Berufsausbildung mit Abitur sollte den Weg zum Studium ebnen, sie wurde Melkerin mit Abitur. „Dort habe ich ganz deutlich gespürt: industrielle Tierproduktion ist nicht mein Ding“, erinnert sie sich. Und nun?
Tipp für Sie: Am 14. und 15. März 2020 findet der 15. Tag der offenen Töpferei in Mecklenburg-Vorpommern statt. Die Töpferei Beseler in Hinzenhagen macht da selbstverständlich mit.
Gezeichnet hat sie schon immer gern – und dann fiel das Wort Keramik, das wäre doch was! Mit viel Mühe gelang es, einen Praktikumsplatz im Töpferhof Römhild in Thüringen zu ergattern. Das war damals der „Keramik-Olymp“ der DDR (erste Wahl für den Westen, zweite für das Freundesland, dritte für die DDR). „In der Lehrwerkstatt habe ich alles von der Pike auf gelernt: drehen, abdrehen, malen. Es war eine tolle Zeit. Damals wurde mir klar: Das ist es!“, denkt Ulrike Beseler gern zurück.
In der klassischen Töpferei zu Hause
Wenn Ulrike Beseler auch mit der Wende und nach der Wende, als viele Künstler aus ihrem Berufsstand verschwanden, weiterkam, hat sie das auch ihrem Bruder Sven Beseler zu verdanken. Er ist Töpfer, hat aber eine vollkommen andere Handschrift, ist in der klassischen Töpferei zu Hause, fertigt traditionelles Gebrauchsgeschirr.
Er baute zu DDR-Zeiten den Schweinestall auf dem elterlichen Hof zur Töpferei um und schuf damit Platz für ihrer beider Arbeit. „Seit 1982 bin ich wieder in Hinzenhagen. Ich bin meinem Bruder und meinen Eltern sehr dankbar. Ohne die Unterstützung der Familie wäre ich nie dorthin gekommen, wo ich heute bin“, betont Ulrike Beseler.
Die beiden Geschwister begrüßen gern Gäste, die mehr über Töpferkunst erfahren möchten: Töpferei Beseler, Töpferweg 11, 18292 Hinzenhagen (nur ein paar Kilometer entfernt von der A 19-Ausfahrt Krakow am See). Vormittags ist über die Woche immer jemand da, zur Sicherheit kurz anrufen oder mailen: 038456 60152 oder 60956, ulrike.beseler@web.de. Weitere Informationen: www.toepferei-geschwister-beseler.de
Text: Hartmut Nieswandt
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