Der altehrwürdige Film-Palast der Insel-Stadt Malchow im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte birgt nicht nur ein Geheimnis. Hinter der DDR-typischen grauen Kratzputz-Fassade startet eine Reise zurück in die Deutsche Demokratische Republik.
Ein DDR-Museum in einem Palast? Ein Widerspruch an sich. Aber nicht in der Inselstadt Malchow mitten in der Mecklenburgischen Seenplatte. In dieser kleinen Stadt mit eigenem Autobahn-Anschluss an der A19 wurde das „Museum zur DDR-Alltagsgeschichte“ 1999 im „Film-Palast“ eingerichtet. Ein Glücksfall für den, der eine kleine Reise in die DDR-Geschichte unternehmen möchte. 1957, als es das Bundesland MV noch nicht gab und Malchow im Kreis Waren, Bezirk Neubrandenburg lag, wurde der Film-Palast gebaut. Und es war wirklich ein Palast. Mit der Aufführung des sowjetischen Filmwerkes „Der Prolog“ wurde der Palast am 14. Dezember 1957 eingeweiht. Als Ehrengast dabei war der beliebte Malchower Maler und Grafiker Sieghard Dittner – er hatte das Wandbild im Innenraum gemalt, das ist heute noch zu sehen.
Dieses Kino ist ein Glücksfall
Glücksfall für den Besucher: Das Kino ist bis heute fast original erhalten. Im inzwischen ein wenig morbiden Charme kann man sich die Sammlung aus DDR-Zeiten, die perfekt zur baulichen Hülle passt, ansehen. Bevor man eintritt, sollte man sich ein wenig Zeit nehmen und den Palast in seinem DDR-typischen grauen Kratzputz von außen betrachten.

Er diente nicht nur als Filmtheater. Es gab eine große Bühne mit genügend Platz für die Schauspieler des Landestheaters Parchim und des Friedrich-Wolf-Theaters Neustrelitz. Manch ein Bewohner der Stadt Malchow und der umliegenden Dörfer hatte hier seine ersten Theater-Erlebnisse… Und es fanden große Feste, Jugendweihen, Trauungen und die DDR-weit bekannten Malchower Farbfototage statt.
Übliches Schicksal nach der Wende?
Die Nachwende-Geschichte des Film-Palastes gleicht dem vieler ähnlicher Häuser der nun ehemaligen DDR und gleicht ihnen doch nicht. 1992 musste er schließen, die Malchower hatten jetzt anderes vor als ins Kino zu gehen. 1993 wurde es erst an eine Hamburger Kino-Gesellschaft, dann an einen holländischen Investor verkauft. Das übliche Schicksal sollte seinen Lauf nehmen – der Investor wollte das Gebäude in vorzüglicher Innenstadtlage abreißen und durch ein Einkaufszentrum ersetzen. Aber: es gab unerwartet starke Proteste und Unterschriftensammlungen, der Investeor kippte sein Vorhaben. Vier Jahre später übernahm die Stadt den Film-Palast.

1995 wurde in Waren (Müritz), damals noch Kreisstadt, die Ausstellung „Deutsche Dekorative Restbestände“ gezeigt. Wohin mit ihr nach ihrer Beendigung? Es wurde die Idee geboren, sie im Film-Palast Malchow unterzubringen. Die „Restbestände“ wurde 1999 also zum Grundstein des „Museum zur DDR-Alltagsgeschichte“, das am 7. Oktober 1999, auf den Tag genau 50 Jahre nach Gründung der DDR, eröffnet wurde – als erste Einrichtung dieser Art in Norddeutschland.
Aktuelle Ausstellung widmet sich der Friedensfahrt
Jetzt, nachdem er die besondere Geschichte des Hauses kennt, kann sich der Besucher Zeit nehmen für die eigentliche Ausstellung: Erinnerungsstücke zu den Themen Kino, Hochzeit, Arbeitsleben, Mode, Schulanfang, Jugendweihe, Urlaub. Und schmunzeln ist erlaubt beim Betrachten der Fernseh- und Rundfunktechnik von damals. Gern beeindruckt darf der Gast sein von der bunten Vielfalt des Spielzeugs, hätte man vielleicht nicht gedacht, wo doch alles knapp war im Osten damals vor fast 35 Jahren …

Die gegenwärtige Schau im DDR-Museum Malchow widmet sich dem einst bedeutendsten Amateurradrennen in Mitteleuropa, der Internationalen Friedensfahrt. Im Jahre 1948 wurde dieses Traditionsrennen zum ersten Mal ausgetragen. Zum 75. Friedensfahrt-Jubiläum erinnert das DDR-Museum Malchow 2023 an Legenden des Radsports wie Gustav Adolf „Täve“ Schur, der 1955 als erster Deutsche das gelbe Trikot und damit die Gesamtwertung des Rennens gewinnen konnte. In der Ausstellung sind neben jenen begehrten Sieger-Leibchen in Geld oder Blau (beste Mannschaft) auch Fahrradschuhe oder ein Diamant Rennrad mit der Original-Unterschrift von Täve Schur zu besichtigen.
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Das Museum in 17213 Malchow, Kirchenstraße 25, ist von Mai bis Oktober montags bis sonntags jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet; im November und Dezember an den Wochenenden von 11 bis 15 Uhr und im April dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr. Zu Führungen kann man sich unter der Rufnummer 039932 18000 anmelden. Dort gibt es auch weitere Informationen. Ein Parkplatz befindet sich gleich hinter dem Museum, mit ein bisschen Glück findet man dort einen Stellplatz. Sonst gibt es Platz an der Ebertstraße, von dort sind es fünf bis zehn Minuten zu gehen.
Text: Hartmut Nieswandt/sis
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