Die Brohmer und Helpter Berge liegen in nordöstlicher Richtung vor den Toren der mecklenburgischen Kreisstadt Neubrandenburg. Eckhard Behr erkundete die Region als Pedalritter und geriet gleich mehrmals ins Schwärmen.

Bevor ich mich dahin mit dem Rad auf den Weg mache, habe ich mich ausführlich bei Annette Suchanow-Krull informiert. Als Unternehmerin betreibt sie das Pfarrhof-Catering in Schönbeck und „nebenbei“ erledigt sie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Brohmer & Helpter Berge Tourismusvereins e.V. Am Telefon schwärmt sie natürlich von den Wäldern und Seen dieser Region, den Biotopen, den kleinen Galerien, den Natursehenswürdigkeiten, den kleinen feinen kulinarischen Köstlichkeiten, die man an vielen Orten dieser Region genießen kann …

Wie es sich für richtige Berge gehört, befinden sich auf ihre Spitze Gipfelkreuze. Die Helpter Berge erreichen eine Höhe von 179 Metern. Foto: Tobias Lemke
Wie es sich für richtige Berge gehört, befinden sich auf ihre Spitze Gipfelkreuze. Die Helpter Berge erreichen eine Höhe von 179 Metern und sind damit die höchsten natürlichen Erhebungen in Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Tobias Lemke

Helpter Berge sind knapp 180 Meter hoch

– Also mache ich die Probe aufs Exempel und radele durch das Datzetal in Richtung Glienke. Hier überquere ich die Bundesstraße 197 und fahre leicht bergan nach Eichhorst und von da aus weiter nach Brohm – meiner ersten Station auf dieser Tagestour, die am Ende rund 80 Kilometer umfassen wird und Annette Suchanow-Krull mehr als Recht geben wird: diese Region ist ein MUSS für Naturliebhaber! 

Der Ort Brohm gilt als das Tor zu den gleichnamigen Bergen. Südländer würden sicherlich über die Bezeichnung „Berge“ schmunzeln, denn die Helpter Berge mit ihren knapp 180 Metern, Brohmer, Fuchs- oder Schanzenberg mit ihren rund 120 bis 130 Metern sind eher Erhebungen – aber welche von besonderer Schönheit, denn von vielen kann man bei schönem Wetter einzigartige Ausblicke genießen – zum Beispiel bis zum Haff bei Ueckermünde.

Mein Weg in Brohm führt mich zum nördlichsten Stausee, mit dessen Bau im Jahr 1969 begonnen wurde und dessen Wasser der Beregnung der landwirtschaftlichen Fläche dient. Ebenso sehenswert wie nützlich ist die 1997 erbaute Fischtreppe, die „Brohmer Wasserterrassen“.

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Abstecher zu einem besonderen Brunnen

Nach einer Stunde am Stausee und einer kleinen Stärkung aus dem eigenen Rucksack bin ich unterwegs zum zweiten Ziel meiner Tour: der Schönbecker Christuskirche mit Sauerorgel. „Und wenn Sie in Schönbeck sind, dann sollten Sie natürlich einen Abstecher zum ‚Pastorspring‘ unternehmen“, hatte mir Annette Suchanow-Krull vorgeschlagen. Also trete ich kräftig in die Pedalen, um die rund zehn Kilometer bis Schönbeck unter die Reifen zu nehmen.

Eine Informationstafel gibt Auskunft über den „Pastorspring“ – einen artesischen Brunnen in Schönbeck. 
Eine Informationstafel gibt Auskunft über den „Pastorspring“ – einen artesischen Brunnen in Schönbeck. Foto: Annette Suchanow-Krull

Als Neubrandenburger freue ich mich seit drei Jahren über die neue Orgel in der Konzertkirche. Dass nur wenige Kilometer von diesem Ort entfernt ein weiteres Kleinod der Orgelbaukunst steht, ist vielen unbekannt. Die Geschichte dieser Schönbecker Orgel beginnt im Jahr 1835 und macht aus dem einstigen Schmied Ernst Sauer einen der Orgelbauer.

Sein Sohn Wilhelm setzt das Werk des Vaters fort und wird im Jahr 1884 sogar zum Königlichen Hoforgelbaumeister ernannt.  Wilhelms Firma ist seit 1856 in der Nähe von Frankfurt/Oder ansässig. Von hier aus gingen im Verlaufe der Jahrzehnte mehr als 1100 Orgeln in die ganze Welt  – nach Moskau, Düsseldorf, Berlin, Brandenburg …

Restaurierte Sauerorgel in der Christuskirche

Schönbeck kann neben der Orgel in der Christuskirche noch auf eine weitere Außergewöhnlichkeit verweisen: den sogenannten „Pastorspring“  – einen artesischen Brunnen. Jeder von uns kennt Brunnen, deren Wasser nach oben gepumpt wird. Artesische Brunnen liegen in einer Senke unterhalb des Grundwasserspiegels.

Das Geschenk von Wilhelm Sauer an die Kirchgemeinde seines Heimatortes Schönbeck war das letzte Instrument, das unter seiner Leitung gebaut wurde. Die Schönbecker Sauerorgel hat acht Register und wurde 2005 durch die Firma Sauer Orgelbau GmbH Frankfurt/Oder restauriert.

Die Schönbecker Christuskirche beherbergt ein Kleinod – eine Sauer-Orgel. Foto: Annette Suchanow-Krull
Die Schönbecker Christuskirche beherbergt ein Kleinod – eine Sauer-Orgel. Foto: Annette Suchanow-Krull

Da die Zuflüsse sehr steil sind, steht das Wasser stets unter Überdruck und wird regelrecht noch oben gepresst. Entstanden ist der Brunnen, so weiß meine Gesprächspartnerin Annett  Suchanow-Krull, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Viele Brunnen waren damals verunreinigt, was zu Krankheiten in der Bevölkerung führte. Also bat der Schönbecker Pastor Friedrich Schreiber um Abhilfe beim Großherzoglichen Amt Burg Stargard.

Einzige zweistöckige Tanzlinde in Norddeutschland

Die wurde gewährt und im Juli 1896 durchbrach der Brunnenbauer beim dritten Versuch in neuneinhalb Metern Tiefe eine wasserundurchlässige Schicht und stieß auf Wasser. Durch das eingebrachte Rohr sprudelt seither sommers wie winters Wasser nach oben. Und in Erinnerung an den Pastor Schreiber wird der Brunnen noch heute „PASTORSPRING“ genannt. Das Wasser aus dem 124 Jahre alten Brunnen ist stark eisenhaltig und schmackhaft.

Nicht nur Pisa hat einen – auch Galenbeck kann auf einen schiefen Turm verweisen. 
Nicht nur Pisa hat einen – auch Galenbeck kann auf einen schiefen Turm verweisen. Foto: Annette Suchanow-Krull

Ein Blick auf die Uhr zwingt mich, die Tour Richtung Galenbeck fortzusetzen. Dort will ich mir die einzige erhaltene zweistöckige Tanzlinde in Norddeutschland ansehen. Auf dem um die Linde erbauten Podest können 24 Personen an Tischen und Bänken Platz nehmen. Jedes Jahr findet unter der 1788 gepflanzten Linde das Dorffest statt. Die Linde trägt den Namen „Luisenlinde“ zu Ehren der Preußischen Königin Luise, die einst Napoleon die Stirn bot und von vielen bis zum heutigen Tag hoch verehrt wird. 

Seltene Tierarten am Galenbecker See

Unweit der Tanzlinde brüten am Galenbecker See viele Arten von Wasservögeln, es gibt seltene Pflanzen, von denen man einige auf einem gut ausgeschilderten Lehrpfad bestaunen kann. Ein Blick von der Aussichtsplattform über den Galenbecker See lässt selbst den Laien ins Schwärmen geraten. Von Annette Suchanow-Krull erfahre ich, dass der Galenbecker See aufgrund seiner außergewöhnlichen biologischen Vielfalt zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands gehört. Hier haben Seeadler, Blaukehlchen und Eisvogel, aber auch die seltene Kreuzotter und der Fischotter ein Zuhause.

Weitere Reportagen aus der Mecklenburgischen Seenplatte finden Sie bei unseren Meckpomm-Tipps.

Sie fühlen sich wohl – die Lämmer auf dem Milchschafhof von Oliver Barf. 
Sie fühlen sich wohl – die Lämmer auf dem Milchschafhof von Oliver Barf. Foto: Annette Suchanow-Krull

Apropos Zuhause. Auf den Heimweg begebe ich mich nicht direkt, sondern fahre einen „Umweg“, der sich auf alle Fälle lohnt: zum Milchschafhof von Oliver Barf in Schönhausen. Er lebt seit 2015 in der Region und hat seitdem einen Hof mit rund 200 Tieren aufgebaut. Inzwischen stellt er drei Sorten Schnittkäse, Frischkäse, aber auch Yoghurt her. In seinem Hofladen bietet er außerdem Lammfleisch und Lammwurst  vom Weidelamm sowie Fleisch von Sattelschweinen an. Wann der Hofladen geöffnet ist, erfragen Sie am besten telefonisch unter der Rufnummer 0157 588 438 63. 

Mit neuem Proviant aus dem Hofladen ausgestattet, radele ich zurück nach Neubrandenburg – nach einem Tag voller Erlebnisse direkt vor der eigenen Haustür und mit der Gewissheit: Ich komme wieder!