Zehnfacher Fernsehliebling. 14-facher Champion bei den Jahres-Schlagern. Die meistverkaufte Schallplatte in der DDR. Dem Unterhaltungskünstler Frank Schöbel gelang musikalisch so gut wie alles. Sogar ein Ding der Unmöglichkeit: Für einen Kuss ging der Leipziger vom Nordpol zum Südpol zu Fuß. Nun hat er seine Autobiographie vorgelegt.

„Mir ist kein Weg zu weit. Mir ist kein Fluss zu breit. Kein Berg ist zu hoch. Ich komme zu jeder Zeit. Ich geh vom Nordpol zum Südpol zu Fuß für einen Kuss von Dir“ – Mit diesen Zeilen landete Frank Schöbel vor 50 Jahren einen Riesenhit in der DDR. Seine gesungene Liebeserklärung kam wohl derart überzeugend und überspitzt rüber, dass es keinerlei Probleme mit der Zensur gab in einem Staat, in dem die Reisefreiheit doch stark eingeschränkt war.

Frank Schöbel stellt seine Autobiographie vor

Als der Nordpol-Südpol-Song 1973 bei der Plattenfirma Amiga veröffentlicht wurde, gehörte der damals 30-jährige singende Sachse bereits zu den erfolgreichsten und beliebtesten Unterhaltungskünstlern der Deutschen Demokratischen Republik. Sympathisch, locker, jugendlich, verschmitzt – Schöbel war in seinem Auftreten so erfrischend anders als die allermeisten Schlagerstars seinerzeit. Einer, ohne stocksteifen Schlips und Kragen. Einer, zum Pferde stehlen. Einer von uns.

Seit 60 Jahren steht Frank Schöbel auf der Bühne - und seine Fan halten dem Sänger, Schauspieler und Regisseur bis heute die Treue. Foto: Herbert Schulze
Seit 60 Jahren steht Frank Schöbel auf der Bühne – und seine Fan halten dem Sänger, Schauspieler und Regisseur bis heute die Treue. Foto: Herbert Schulze

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Zum 60-jährigen Bühnenjubiläum hat der heute 80-Jährige 2022 seine Autobiographie veröffentlicht. „Danke liebe Freunde“ heißt das Buch, mit dem der Künstler aktuell auf Lesungen zu erleben ist, unter anderem am 30. und 31. Juli 2023 auf der Insel Usedom. Die Eckdaten seiner Karriere lesen sich beeindruckend: Mit sagenhaften 14 Songs gewann Frank Schöbel die Jahreshitliste des DDR-Schlagers.

Zwei Millionen Mal verkaufte sich seine 1985 veröffentlichte LP „Weihnachten in Familie“ – einsamer Rekord, für den er 2008 mit dem Amiga Platin Award ausgezeichnet wurde. Mit einer daraus entwickelten Fernsehsendung an Heiligabend sorgte Schöbel fast drei Jahrzehnte lang für Traumquoten beim MDR. Der sechs Minuten lange Evergreen „Wie ein Stern“ wurde 1971 sein größter Hit, übrigens in Ost und West.

Seine Popularität kannte im Osten keine Grenzen

Musikalität hat Frank Schöbel im Blut. Seine Mutter war Opernsängerin und sein Vater nicht minder musikalisch. Dabei wollte der 1942 geborene Frank-Lothar eigentlich Meteorologe werden, ließ sich dann aber zum Mechaniker ausbilden, bevor er während der Armeezeit als singender Soldat im Erich-Weinert-Ensemble die künstlerische Karriere startete. „He Klaus es sieht nach Schnee aus“ hieß sein erster Song – ein Lied, das die Welt nicht brauchte, wie Schöbel im Rückblick des Öfteren schmunzelnd erzählt hat.

Frank Schöbels Autobiographie "Danke liebe Freunde" ist 2022 bei Bild und Heimat erschienen.
Frank Schöbels Autobiographie „Danke liebe Freunde“ ist 2022 bei Bild und Heimat erschienen.

Ob Kinderlieder, Fußballhymnen, lustige Titel oder Lovesongs – Schöbels Popularität war zu Ostzeiten grenzenlos. Zehnmal wählten ihn die Fans zum DDR-Fernsehliebling. Und das aus gutem Grund: Auch musikalisch erfand sich der Sänger immer wieder neu:

Vom Teenageridol mit englisch anmutenden Tanznummern wie „Looky-Looky“, „Blonder Stern“ und „Party Twist“ in den 1960ern, über Pop-Balladen wie „Gold in deinen Augen“, „Zwei schöne Jahre“ und „Wie ein Stern“ in den 1970ern, rockigere Klänge wie „Wenn ein Stern verlischt“, „Wir fliegen mit dem Wind“ und „Wir brauchen keine Lügen mehr“ in den 1980ern bis hin zu neuen deutschen Schlagern wie „Steh auf und leb dein Leben“, „Unzerstörbar“ und „Die letzten werden die Ersten sein“ in den 2000ern.

Zwei Mal mit Medienpreis Goldene Henne geehrt

Zwischen 1965 und 1973 war Schöbel in mehreren Kinofilmen zu erleben, unter anderem in „Nicht schummeln, Liebling“ und „Heißer Sommer“ an der Seite von Chris Doerk, seiner damaligen Ehefrau. Auch auf der Bühne landeten die beiden mit Hits wie „Lieb mich so wie dein Herz es mag“ oder „Links von mir, rechts von mir“ in den Charts. Mehr noch: Sie galten in der DDR als öffentliches Traumpaar und ließen die Menschen durchaus Anteil an privaten Dingen nehmen wie der Geburt ihres Sohnes. Ihre Scheidung dann im siebten Ehepaar war beinahe eine kleine Staatsaffäre.

Nach der Wende konnte Frank Schöbel seine Karriere erfolgreich fortsetzen. Neben den jährlichen Weihnachtssendungen im MDR ist er bis heute mit aktuellen und altbewährten Songs im Fernsehen und in Liveshows zu erleben. Foto: Markus Mass
Nach der Wende konnte Frank Schöbel seine Karriere erfolgreich fortsetzen. Neben den jährlichen Weihnachtssendungen im MDR ist er bis heute mit aktuellen und altbewährten Songs im Fernsehen und in Liveshows zu erleben. Foto: Markus Mass

Wenn David Bowie weltweit zu recht als Chamäleon der Popkultur gefeiert wurde, dann war Frank Schöbel ein klein wenig das Chamäleon der Schlagerwelt im Arbeiter- und Bauernstaat. 1989 traf er mit „Wir brauchen keine Lügen mehr“ den Nerv der Zeit, zudem gehörte der Künstler im Wendejahr jenen Kunst- und Kulturschaffenden an, die eine Resolution gegen das DDR-Regime unterschrieben. 1995 und 2012 wurde er mit der Goldenen Henne ausgezeichnet, einem nach der Unterhaltungskünstlerin Helga Hahnemann bezeichneten Medienpreis. Insgesamt hat Schöbel über 600 Titel gesungen, 400 selbst komponiert.

Frank Schöbel liest aus seiner Autobiographie „Danke liebe Freunde“ am
30. Juli 2023 im „Gelben Theater – Die Blechbüchse“ in Zinnowitz
31. Juli 2023 im „Theaterzelt – Chapeau Rouge“ im Kaiserbad Heringsdorf
02. August 2023 im Bürgersaal von Waren an der Müritz

jeweils um 19.30 Uhr

Auch für ein paar gelungene Coverversionen ist er bis heute bekannt. „Schreib es mir in den Sand“ lautete seine deutschsprachige Version des ungarischen Hits „Gyöngyhajú lány“ (dt. Perlen im Haar). Der Originalsong der Band Omega wurde später übrigens noch von den Scorpions gecovert („White Dove“) und von Kanye West („New Slaves“). Ein weiteres Beispiel wäre Schöbels 1991er Interpretation „Ohne dich“ des Klassikers „Without You“ von Badfinger (1970), das in den 1990er Jahren dank Mariah Carey zum Welthit wurde.

Text: Sirko Salka

Das Buch „Danke, liebe Freunde! Die Autobiographie von Frank Schöbel mit Herz und Haltung“ ist 2022 im Verlag Bild und Heimat erschienen. (352 Seiten, 26,99 Euro, ISBN: 978-3-95958-329-9)

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