Die letzte Domina von Malchow wurde fast 95 Jahre alt. Wie und wo genau die Frau in der mecklenburgischen Inselstadt gelebt hat, ist im Malchwer Kloster zu erfahren, wo Spuren der Domina erhalten wurden.

„Gertrud v. Lücken Letzte Domina 15. 2. 1877 – 31. 1. 1972“ steht eingemeißelt auf einem Grabkreuz auf dem Malchower Friedhof. Sie war die letzte Domina von Malchow, also die „Herrin des Hauses“ (lat.) vom Malchower Kloster. Sie überlebte das Damenstift, das bis 1918 bestand, um Jahrzehnte. Gertrud von Lücken war eine geachtete und verehrte Persönlichkeit in der Inselstadt Malchow. In den architektonisch hochinteressante Anlagen des Klosters kann der Besucher auch einen Einblick in das Leben der Stiftsdamen gewinnen.

Grab der letzten Domina von Malchow
Das Grab der letzten Domina von Malchow, Gertrud von Lücken. Foto: Archiv/Nordkurier

Ein Blick zurück: Das Zisterzienser-Nonnenkloster am Malchower See wurde 1298 gegründet. Die Reformation im 16. Jahrhundert brachte einen ungeheuren religiösen und gesellschaftlichen Wandel auch nach Mecklenburg, die Klöster wurden geschlossen oder umgewandelt. So wurde aus dem Malchower Kloster 1572 ein evangelisches adliges Damenstift. Adlige, unverheiratete Frauen konnten sich ins Konvent einkaufen und hatten lebenslanges Wohnrecht, erhielten eine Rente und Einnahmen aus den bewirtschafteten Ländereien.

Die letzte dieser Damen war Gertrud von Lücken. 1920 ging das Kloster an den Freistaat Mecklenburg-Schwerin, Klostergebäude dienten ab 1945 als Wohnraum. Aber dennoch blieben viele bauliche Zeugnisse der vergangenen 700 Jahre erhalten. Darum ist das ehemalige Kloster auch ein bedeutendes historisches Zeugnis mecklenburgischer Baukultur.

Blick auf die Inselstadt Malchow samt Klosterkirche am Malchower See. Foto: © riebevonsehl -stock.adobel.com
Blick auf die Inselstadt Malchow samt Klosterkirche am Malchower See. Foto: © riebevonsehl -stock.adobel.com

Kirchturm bietet wunderbare Aussicht auf die Inselstadt

Heute ist der Kultur- und Sportring Regenbogen e.V. der Träger des Klosters. Verein und Stadt haben gemeinsam das große Ziel, das um 1300 errichtete riesige Stift mit neuem Leben zu erfüllen. Dabei sind schon wichtige Ziele geschafft worden. So ist die Klosterkiche bereits zum großen Teil saniert, und der 52 Meter hohe Turm kann bestiegen werden. Er bietet eine wunderbare Aussicht.

Im Kirchenschiff befindet sich das Landesorgelmuseum. Besucher dürfen dort sogar selbst einmal die Königin der Instrumente spielen. Im Jahre 2008 wurde das Kunstmuseum Kloster Malchow eingerichtet. In einer Wohnung des ehemaligen Stifts werden Lebensumstände der Stiftsdamen deutlich: Eigens dafür gedruckte Tapeten mit einem feinen, grün schimmernden Muster zieren die Wände.

Sieben Kloster-Gebäude unter Denkmalschutz

Einige Stellen ließen die Restauratoren frei – hier ist die ursprüngliche Bemalung zu sehen, ein grünes Fries schimmert hervor. Ein komplett erhaltener riesiger grüner Kachelofen spendet Wärme.

Insgesamt sieben Gebäude gehören zum denkmalgeschützten Ensemble. Ein Gebäude ist das ehemaligen Refektorium (Speisesaal in einem Kloster), es beherbergt das Kunstmuseum. Die Dauerausstellung zeigt Arbeiten der regionalen Künstler Sieghard Dittner (1924-2002), Friedrich-Franz Pingel (1904-1994) und Rudolf Gahlbeck (1895-1972).

„Malchower Brücke“ hängt jetzt im Kunstmuseum

Im Zusammenhang mit dem in Malchow geborenen Rudolf Galbeck gab es 2018 ein besonders freudiges Erlebnis: Es gelang, Gahlbecks Bild „Malchower Brücke“, seine wohl bekannteste Arbeit, für das Museum anzukaufen. Museumsleiterin Daniela Lemke kommentierte das überglücklich: „Seit zehn Jahren verkaufen wir Postkarten von dem Gemälde. Jetzt können wir es den Besuchern zeigen, das ist wunderbar.“

Sie hatte in einem Auktionskatalog entdeckt, dass das 1940 entstandene Bild aus dem Nachlass seines Besitzers Werner Stockfisch versteigert werden sollte. Daniela Lemke bat die Fielmann-Stiftung um Unterstützung, die dann den Ankauf ermöglichte. Das Bild zeigt eine Ansicht nahe der berühmten Malchower Drehbrücke. Hartmut Nieswandt

Malchow ist von Berlin und Hamburg aus gut über die A 19, Abfahrt Malchow, zu erreichen. Kunstmuseum Kloster Malchow, Kloster 32-34, 17213 Malchow. Weitere Informationen: 039932 82392, www.kloster-malchow.de, kloster-malchow@t-online.de. Dort erfahren Interessierte ebenfalls die saisonal gestaffelten Öffnungszeiten. Hartmut Nieswandt

www.klostermalchow.de

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