Wenn es ein Mittelchen gibt, das Menschen in Großstädten glücklicher werden lässt, dann wurde es in Rostock erfunden. Die Einheimischen lieben ihre Stadt. Sie würden vielleicht nicht die coolste, sondern gleich die „geilste“ Stadt sagen. Die Metropole am Meer hat alles, was Jung und Älter happy macht: Zwei Häfen, eine Heide, Hansa und die Hanse, viele Shopping-Ecken, gemütliche Cafés, uralte Kirchen und einen der schönsten Zoos. Nix wie hin!
In Rostock brummt der Bär, die Hansestadt ist die größte City des Landes, jung, voller Studenten, die MV-Metropole wächst, strahlt Glanz und Atmosphäre aus – und ein durch und durch angenehmes Lebensgefühl. Und wenn schon von Bären die Rede ist, starten wir auch mit den weißen Riesen, die seit knapp 70 Jahren im Rostocker Zoo leben. Diese prächtigen Könige der Arktis (Nordpol) sind vom Aussterben bedroht, da sie hoch im Norden auf immer dünnerem Eis leben. Die Polkappen schmelzen beängstigend schnell. Die Eisbären verlieren das für sie überlebenswichtige Packeis, über das sie in der Jagdsaison an ihre Futter kommen.
Im Rostocker Zoo trifft der Nordpol auf den Südpol
Da freut es einen doch umso mehr, dass der Rostocker Zoo Ende 2021 mal wieder Eisbären-Nachwuchs bekommen hat (davor zuletzt 2014). Im Doppelpack, weibliche Zwillinge. Die aufgeweckten Mädels starten in ihre zweite Saison, so eine Welt will erkundet werden. Für Zoogäste und Personal ist also jede Menge Bärenspaß und Action angesagt – auf der Anlage oder im Polarium, dem gemeinsamen Domizil von Eisbären und Pinguinen. Unterschiedlicher könnten die WG-Bewohner nicht sein. Den Pinguin (Lebensraum auf der Südhalbkugel der Erde) und den Eisbären trennen Welten. Und vom Nordpol zum Südpol zu Fuß gehen – dieses Wunder gelang nur Schlagersänger Frank Schöbel in einem DDR-Hit.
Eisbären und Pinguine sind bei Weitem nicht die einzigen Zoo-Attraktionen. In Rostock kommen Sie den Wölfen ungefährlich nahe. Und schauen Sie bei den Orang-Utans vorbei – auch die haben ein Junges in ihren Reihen. Die rothaarigen Menschenaffen, ebenfalls vom Aussterben bedroht, hausen mit 200 anderen Tierarten (!) unter dem Dach des Rostocker Darwineums.
Die Hansestadt sattelt um: Von Motorstärke auf Muskelkraft
Wer jetzt an eine moderne Massenunterkunft für Tiere denkt, liegt nicht völlig falsch. Doch das Haus bietet so viel mehr: z. B. einen Ausstellungsbereich oder die Tropenhalle, das Zuhause der Primaten. Wenn man so will, führt uns der Rostocker Zoo durch das Wunder der Evolution. Benannt wurde das „lebendige Museum“ nach dem Evolutionsforscher Charles Darwin. Und dessen Ururenkel eröffnete 2012 höchstpersönlich jene Mega-Mehrzweckhalle. Der Zoologischen Garten liegt im Westteil der Hansestadt, gleich neben dem berühmten Ostseestadion von Hansa Rostock.
Ein Tag reicht genauso wenig wie ein Text, um Rostock kennenzulernen.
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Im Zweiten Weltkrieg wurde Rostocks Zentrum durch englische und amerikanische Bomber zerstört. Die Stadt war eine Hochburg der Rüstungsindustrie. Nach den Angriffen lag die City in Trümmern. In den Jahren des Wiederaufbaus entstand dann eine neue Mitte mit breiten Straßen, die den damals aufkommenden Autoverkehr gerecht werden wollte.
Heutzutage liegt der Fokus der Hansestadt verstärkt auf Fahrrädern. So entstanden in jüngster Zeit die ersten Fahrradstraßen. Darunter fällt seit 2022 auch die ehemalige Verkehrsader Lange Straße, die von Ost nach West durch die historische Altstadt führt. Wer die Karl-Marx-Allee in Berlin kennt, bekommt eine Vorstellung von den Dimensionen der Langen Reihe. Und das ist erst der Anfang. Rostock plant, bis zu zehn weitere Straßen von Motor- auf Muskelkraft umzufunktionieren.
Einige historische Häuser überlebten die vielem Bomben
Einige historische Sehenswürdigkeiten wie die Marienkirche oder das Kröpeliner Tor (heute eine der angesagtesten Shopping-Ecken in Rostock) haben den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden. Man muss nur mal um das stattliche Rathaus (eine weitere Sehenswürdigkeit) herumgehen. Eine erste Entdeckung: das Kerkhofhaus mit gotischer Fassade aus dem Jahre 1470, die im 16. Jahrhundert im Renaissance-Stil umgestaltet wurde. Heute befinden sich dort Standesamt und Stadtarchiv. Jetzt geht die Große Wasserstraße hinunter bis zur Grubenstraße. Und schon steht der Besucher in der Östlichen Altstadt.
Hier überwiegen kleinere Häuser, es herrscht beschauliches Altstadt-Flair. Die Straßen tragen historische Namen wie Große Goldstraße oder Brauergasse – sie sind meist nach mittelalterlichen Handwerkerberufen benannt. Und: in der östlichen Altstadt hat anders als rund um die Lange Straße die kleinteilige mittelalterliche Straßenstruktur überdauert.
Dann fällt der Blick auf die Nikolaikirche – der Besucher stutzt: Das Schiff der Kirche sieht eigenartig aus. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche fast vollständig zerstört. 1976 erfolgte der Auf- und Umbau des Turmes, des Kirchendaches und des Kirchenschiffes nach einem ungewöhnlichen Konzept: Dabei entstanden 1985 zehn Turmetagen für Dienststellen der Kirche. Und das wiedererrichtete gotische Kirchenschiff beherbergt drei Wohnetagen mit insgesamt 13 Wohnungen und fünf Gästezimmern!
Der Turm der Petrikirche war ragte einst in den Himmel
Weiter geht es die Altschmiedestraße hoch bis zum Alten Markt. Dort ist erst einmal Staunen angesagt, denn man steht vor dem höchsten Gebäude Rostocks, der Turm der Petrikirche misst 117 Meter. Die Geschichte dieses Gotteshauses ist nicht weniger interessant als die der Nikolaikirche. Die Petrikirche wurde 1252 das erste Mal erwähnt. Am 26. und 27. April 1942 zerstörten britische Bomber Turm und Mittelschiff des historischen Gebäudes, der mit Kupfer beschlagene Turmhelm verbrannte. Wertvolle Inneneinrichtungsgegenstände wie die Orgel, der barocke Altar und die Renaissancekanzel konnten nicht gerettet werden.
Im Zuge des sehr zögerlichen Wiederaufbaus wurde der Turm mit einem Notdach gesichert. Von 1992 bis 1995 wurde die einmalige Gelegenheit, dem Turm wieder einen Kupferhelm aufsetzen zu können, genutzt. Mit Mitteln der Stadt, des Landes, von Denkmalschutzorganisationen und von unzähligen Bürgern wurde Rostock ein Wahrzeichen zurückgegeben. Der Helm hat ein Gewicht von 265 Tonnen. Für den Dachstuhl wurden 650 Kubikmeter Holz verarbeitet.
Stadthafen perfekte Kulisse für die Hanse Sail
Im Turm befindet sich in 45 Metern Höhe eine Aussichtsplattform. Das ist sehr bequem: der Fahrstuhl fährt direkt zur Plattform, natürlich kann man auch die Wendeltreppe benutzen. Turm und Kirche sind ganzjährig offen für Besucher. Ein Wermutstropfen für Fotofans: Da alle Fenster der Aussichtsplattform aus Sicherheitsgründen mit Maschendraht bespannt sind, kann man kaum gute Fotos machen.
Bis zum Rostocker Stadthafen ist es von der Petrikirche nicht weit. Seine Glanzzeiten hatte der Hafen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als seine Spur für große Schiffe vertieft werden musste. Heute liegen dort hauptsächlich Museumsschiffe oder Segler, das macht ihn zur idealen Location für die Hanse Sail Rostock. Wer diesen Hafen beim Bummel über das jährliche See-Spektakel oder beim Spaziergang mit Einkehr in einem der netten Cafés zu recht für recht groß hält, wird sich wundern, welche Ausmaße und Dimensionen der zu DDR-Zeiten errichtete Industriehafen Rostock Port hat. Den stellen wir in einem Folgeartikel vor. Der Stadthafen gehört übrigens zum großen Bruder, dem Industriehafen dazu.
Weitere Erkundungen der Stadt können die Straße Amberg hinunterführen, dort steht man dann vor dem ehemaligen Kloster St. Katharinenstift. 1223 begannen die Franziskaner mit der Errichtung dieser Klosteranlage. Nach der Reformation diente das Katharinenstift zunächst als Armenhaus, später auch Waisenhaus, Zuchthaus und Lazarett. Heute beherbergt das St. Katharinenstift die Hochschule für Musik und Theater Rostock.
Lesen Sie hier Teil 2 über die Hansestadt
Rostock-Warnemünde: sicherer Hafen und Tor in die Welt
Das Gebäudeensemble des 13. und 14. Jahrhunderts wurde sorgfältig saniert und mit modernen Bauten ergänzt. Und natürlich zieht die Hochschule junge Leute in das Stadtviertel. Noch ein Tipp: Wer dem Reiz des Bernsteins nicht widerstehen kann, läuft über Amberg und Wollenweberstraße zum „Bernstein-Haus“. In diesem Haus mit eigener Werkstatt gibt es alles, was man aus dem Gold des Meeres machen kann – und die Frage nach einem bleibenden Souvenir lässt sich schnell klären …
Weitere Informationen: Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V., Bei der Nikolaikirche 5, 18055 Rostock, Rufnummer 0381 12765821, www.oestliche-altstadt.de, www.stadtplan-rostock.com, www.petrikirche-rostock.de, www.nikolaikirche-rostock.de
Text: Hartmut Nieswandt/Sirko Salka
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