Die Städtchen Rheinsberg in Nordbrandenburg und Mirow im Süden von Mecklenburg-Vorpommern trennen nur gute 30 Kilometer und haben beide eine wahrhaft königliche Vergangenheit. Der berühmte Preußenkönig Friedrich der Große – der Alte Fritz – verbrachte seine Jugend in Rheinsberg und war auch oft zu Gast im benachbarten Mirow.
„Mirokesen“ nannte der Alte Fritz, pardon, damals war es noch der Junge Fritz, im 18. Jahrhundert die Leute, die Mirow und Umgebung bevölkerten. Der Ausdruck „Mirokesen“ war nicht nett und auch gar nicht nett gemeint. Denn damit spottete der preußische Kronprinz über das „einfache Leben“, das man jenseits der brandenburgischen Grenze in Mecklenburg-Stelitz führte.

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Als junger Mann hielt sich der später legendäre Preußenkönig Friedrich II. oft in Rheinsberg auf und lernte so auch das benachbarte Mirow kennen. Also – was liegt heute näher, als von Mirow aus einen Abstecher in das brandenburgische Städtchen zu unternehmen?
Über 16 Seen, durch drei Schleusen
Für diesen Zweck gibt es die „16-Seenfahrt“ von Mirow nach Rheinsberg. Zweimal wöchentlich startet die Blau-weiße Flotte von Mai bis September die Seenfahrt nach Rheinsberg im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land mit seinen endlosen Buchenwäldern und zahlreichen Klarseen. Drei Schleusungen und zehn Brückendurchfahrten gehören bei der Fahrt über 16 Seen und viele kleine Kanäle dazu.
Am Zielort ist zwei Stunden Zeit für einen Landgang zu einem Bummel zum malerischen Schloss und durch den schönen Schlosspark. Also: dieser Tagesausflug bietet nicht nur wunderschöne Naturerlebnisse, sondern auch einen Ausflug in den frühen Klassizismus.

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Friedrich der Große verbrachte, so ist es überliefert, als Kronprinz die glücklichste Zeit seines Lebens in Rheinsberg. Es war seine „Probierstube“, wo er Ideen entwickelte, um sie später in „Sanssouci“ in Potsdam mit großer Meisterschaft zu vollenden. Sein jüngerer Bruder, Prinz Heinrich von Preußen, prägte dort Schloss und Garten im Stil des frühen Klassizismus.
Theodor Fontane setzte Rheinsberg ein Denkmal
Noch zwei berühmte Namen verbinden sich mit Rheinsberg: In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ setzte Theodor Fontane der Stadt ein literarisches Denkmal. Und bald darauf machte Kurt Tucholsky das Urlaubsörtchen zur charmanten Erfüllung unbeschwerter Liebe und die Stadt deutschlandweit bekannt.

Rheinsberg und das Schoss liegen wunderschön am Grienericksee. Zahlreiche Kunstwerke schmücken die Räume des Schlosses und laden ein zu einer Reise in das 18. Jahrhundert. In den vergangenen Jahren wurden die Raumdekorationen aus Friedrichs Zeiten (um 1740) wieder hergestellt. Das Ensemble lebt mit dem Schloss, der Rheinsberger Musikakademie, der Kammeroper Schloss Rheinsberg und dem Kurt Tucholsky Literaturmuseum fort.
Rheinsberg gehört zum Ruppiner Land, es liegt im Rheinsberger Seengebiet, dem südwestlichen Teil des Neustrelitzer Kleinseenlandes, zwischen vielen großen und kleinen Seen und in einer abwechslungsreichen, hügeligen Waldlandschaft. Südlich schließt sich die Ruppiner Schweiz an, im Westen erstreckt sich die übrige Wittstock-Ruppiner Heide, die teilweise als Truppenübungsplatz Wittstock militärisch genutzt wurde.

Am Großen Stechlinsee stand einst ein Kernkraftwerk
Seit dem Erwerb Rheinsbergs durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. und nach dem Brand der Stadt im Jahr 1740 wurden Stadt und Schloss von den Baumeistern Johann Gottfried Kemmeter und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff wieder aufgebaut. Durch den Um- und Ausbau des Schlosses entwickelte sich der Ort immer mehr zu einer kleinen barocken Residenzstadt. Auch das gehört zur Geschichte: 1966 wurde nahe Rheinsberg am Großen Stechlinsee das erste Kernkraftwerk der DDR in Betrieb genommen. Es war bis zu seiner Abschaltung im Jahr 1990 größter Arbeitgeber der Stadt.
Information: Mirower Fahrgastschiffahrtsgesellschaft, Rufnummer 039833 22270, mirow@schiffahrt-mueritz.de, www.blau-weisse-flotte.de. Mirow ist mit der Bahn von Berlin aus über Neustrelitz, dort in die Bahn nach Mirow umsteigen, zu erreichen.
Text: Hartmut Nieswandt