Die Städte Teterow und Malchin in Meckpomm sind zwei ungleiche Schwestern. Doch noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges glichen die Nachbarsorte einander sehr. Dann änderte ein großes Feuer alles.

Bis Ende April 1945 glichen sich die 15 Kilometer voneinander entfernten Städte Teterow und Malchin in der Mecklenburgischen Schweiz wie zwei hübsche Schwestern: Gepflegte Landstädtchen, beide mit Bahnanschluss und kleiner Industrie, die sich vor allem den Erzegnissen der heimischen Landwirtschaft widmeten. Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte Teterow mehr Glück als Malchin.

Abstimmung in Teterow. Das 1910 gebaute Rathaus steht heute unter Denkmalschutz. Foto: © Bergringfoto - stock.adobe.com
Abstimmung in Teterow. Das 1910 gebaute Rathaus steht heute unter Denkmalschutz. Foto: © Bergringfoto – stock.adobe.com

Denn Teterow blieb weitgehend unzerstört, in Malchin gingen nach dem Einmarsch der Roten Armee am 30. April 1945 etwa drei Viertel der alten Häuser in Flammen auf. Ebenfalls furchtbar: Zu Kriegsende begingen in Teterow 300, nach anderen Berichten 600 Menschen Selbstmord, in Malchin waren es etwa 500 Menschen.

Teterow und Malchin zu DDR-Zeiten

Wie bereits erwähnt, mit der Ähnlichkeit der beiden beinahe kreisrunden „Schwestern“ war es nach dem großen Brand vorbei. Teterow blieb eine historische Stadt – mit allen Problemen, die in der DDR-Mangelwirtschaft dabei für den Erhalt der alten Häuser verbunden waren. Malchin wurde modern wieder aufgebaut: große Wohnblocks entstanden ohne Rücksicht auf die mittelalterliche Stadtstruktur.

Das Rostocker Tor ist eines von zwei erhaltenen historischen Stadttoren in Teterow. Einst schützte der gotische Befestigungsbau die Altstadt. Foto: © Lukas Köhler - stock.adobe.com
Das Rostocker Tor ist eines von zwei erhaltenen historischen Stadttoren in Teterow. Einst schützte der gotische Befestigungsbau die Altstadt. Foto: © Lukas Köhler – stock.adobe.com

Das war allerdings keine „Malchiner Spezialität“, solche modernen, autofreundlichen Städte entstanden in Ost wie West in den 1950er- bis 1970er-Jahren in großer Zahl. Diese Blocks dominieren bis heute das Malchiner Stadtbild und sind im Vergleich zur 15 Kilometer entfernten „Schwester“ Teterow, die heute ein Kleinod ist, sehr interessant.

St. Johanniskirche mit original Frieseorgel

Malchin hatte in den 1980er-Jahren mehr als 10 000 Einwohner, heute sind es noch rund 7 300 (für Teterow lauten die Zahlen 11 700 und 8 300). Natürlich gibt es in Malchin heute mehr zu sehen als sanierte Wohnblocks. Zur Besichtigung empfohlen sei die mächtige St. Johanniskirche aus dem 15. Jahrhundert mit der in ihrem Klang einzigartigen Frieseorgel und dem um 1430 entstandenen Marienaltar, der 67 Meter hohe Kirchturm kann bestiegen werden.

Teterow und Malchin sind einander recht ähnlich. Hier ein Blick durch den Stadtpark des Städtchen Malchin. Foto: © holger.l.berlin - stock.adobe.com
Teterow und Malchin sind einander recht ähnlich. Hier ein Blick durch den Stadtpark des Städtchen Malchin. Foto: © holger.l.berlin – stock.adobe.com

Das eindrucksvolle Rathaus wurde von 1925 bis 1927 nach einem Brand neu aufgebaut. Der Rathaussaal ist mit 72 Zunftzeichen geschmückt. Ebenfalls sehenswert sind die Reste der Stadtmauer mit dem Steintor am Südrand der Altstadt, das Vortor stammt aus dem 15. Jahrhundert. Das Kalensches Tor steht am Nordrand der Altstadt.

Der rund 35 Meter hohe Fangelturm ist ein Wehrturm aus dem 15. Jahrhunder und hat seinen Namen von der einstigen Verwendung als Gefängnis. Das Heimatmuseum befindet sich in der Stadtmühle und zeigt ein Dauerausstellung über  den bekannten Ingenieur und Erfinder Siegfried Marcus, der 1831 in Malchin geboren wurde und um 1870 das erste benzinbetriebenen Fahrzeug der Welt baute.

Beinahe weltbekannt durch kapitalen Hecht

Teterow ist als ein wichtiges Ziel in der Urlaubsregion Mecklenburgische Schweiz bekannt – unter anderem durch seine Burgwallinsel, die Altstadt mit vielen Baudenkmalen und die alljährlichen Motorradrennen auf dem Bergring, seit September 2017 trägt Teterow den Titel Bergringstadt. Beinahe weltbekannt wurde der Ort durch die Geschichte mit dem Hecht: Einst fingen die Teterower Stadtfischer einen kapitalen Hecht im See.

Das 1910 gebaute Rathaus von Teterow steht heute unter Denkmalschutz. Der Hechtbrunnen (von Wilhelm Wandschneider) auf dem Teterower Marktplatz erinnert an den Schildbürgerstreich mit dem Hecht und der Glocke. Foto © Marco - stock.adobe.com
Der Hechtbrunnen (von Wilhelm Wandschneider) auf dem Teterower Marktplatz erinnert an den Schildbürgerstreich mit dem Hecht und der Glocke. Foto © Marco – stock.adobe.com

Da in einigen Tagen Schützenfest gehalten werden sollte, bestimmte der Magistrat, den prachtvollen Fisch dafür aufzuheben. Um ihn frisch zu halten, band man ihm eine Glocke um den Hals und warf ihn wieder in den See, trotzdem tauchte der Hecht nie wieder auf … Aber die Teterower hatten Humor genug, um sich über ihren Schildbürgerstreich selbst lustig zu machen. 1914 wurde auf dem Markt der Hechtbrunnen errrichtet, der noch heute an diese Episode der Stadtgeschichte erinnert.

Am Mittelpunkt Mecklenburg-Vorpommerns

Zentraler Punkt im historischen Stadtkern von Teterow ist der Marktplatz. Er wird von dem 1910 im neobarocken Stil errichteten Rathaus dominiert. Rechts davor befindet sich der Hechtbrunnen. Er entstand nach Entwürfen des Plauer Bildhauers Professor Wandschneider. Mitten auf dem Marktplatz markiert eine gusseiserne Reliefplatte den geographischen Mittelpunkt Mecklenburg-Vorpommerns. Interessante Informationen rund um die Geschichte des Bergring Teterows, zur Eisenbahngeschichte der Region und zur Schulgeschichte der Stadt erfahren die Besucher im Bergringmuseum.

Wie Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg so hatte einst auch Malchin eine Wehranlage mit vier Toren. Das Steintor hat eine bewegende Geschichte, diente einst gar als Gefängnis. Dieser Nachbau im neogotischen Stil wurde Ende des 19. Jahrhunderts realisiert. Foto: © holger.l.berlin - stock.adobe.com
Wie Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg so hatte einst auch Malchin eine Wehranlage mit vier Toren. Das Steintor hat eine bewegende Geschichte, diente einst gar als Gefängnis. Dieser Nachbau im neogotischen Stil wurde Ende des 19. Jahrhunderts realisiert. Foto: © holger.l.berlin – stock.adobe.com

Besuchen Sie die zwei „Schwestern“ Teterow und Malchin doch mal.
Günstige und gute Ferienunterkünfte finden Sie hier

Die Ausstellungen sind in dem ehemaligen Mädchenschulhaus von 1885 zu sehen. Der Bergring Teterow gilt als Europas schönste und größte Grasrennbahn. Im Nordwesten der Altstadt befindet sich seit 1990 in dem im 14. Jahrhundert erbauten Malchiner Tor das Stadtmuseum. Auf vier Etagen können sich Besucher über die Geschichte von Teterow informieren. Seit dem Jahr 1995 gehören zum Museum eine historische Schmiede und ein Backhaus im Ortsteil Teschow.

Teterow und Malchin sind mit der Bahn zu erreichen. Mit dem Auto kommt man am besten über die A 19, Abfahrt Güstrow, in die beiden Kleinstädte. Weitere Informationen: Stadtinformation Malchin, Rufnummer 03994 6400, Stadtinformation Teterow, Rufnummer 03996 172028.

Text: Hartmut Nieswandt

Das könnte Sie auch interessieren:
30 Jahre Galerie Teterow
Demmin – eine Hansestadt auf dem Trockenem
Stavenhagen ist Fritz Reuter