Stralsund ist nicht nur das Tor zur Insel Rügen. Neben der Rügenbrücke und dem alten Rügendamm bietet die Hansestadt viele Sehenswürdigkeiten, wie die Altstadt, den Stralsunder Hafen oder den ehemals höchsten Turm der Welt, der es im späten Mittelalter auf stolze 150 Meter gebracht haben soll und damit die Einzigartigkeit der St. Marienkirche betonte.

Ein Blitzschlag zerstörte den welthöchsten Turm

Stralsund. Die altehrwürdige Hansestadt Stralsund explodiert geradezu vor Sehenswürdigkeiten. Wie kann man da das Kennenlernen am besten in die Hand nehmen? Ganz einfach: auf den höchsten Turm steigen und sich erst einmal von oben eine Übersicht verschaffen. Der höchste Turm ist der von der St. Marien-Kirche am Neuen Markt. 366 Stufen führen auf eine Höhe von 90 Metern.

Stralsund: Toller Ausblick vom einst höchsten Turm der Welt Foto: Hartmut Nieswandt
Stralsund: Toller Ausblick vom einst höchsten Turm der Welt Foto: Hartmut Nieswandt

Keine Angst, die Stufen schafft man, sie sind recht komfortabel ausgebaut und man kann sich ja auch Zeit lassen beim Aufstieg. Übrigens: der Turm, heute 104 Meter hoch, soll von 1549 bis 1647 mit 151 Metern das höchste Bauwerk der Welt gewesen sein. 1549 wurde die 151 Meter hohe gotische Turmspitze fertiggestellt, 1647 aber durch einen gewaltigen Blitzschlag zerstört.

Drei Kirchen: die mächtige, die prächtige und die schmächtige

St. Marien ist eine dreischiffige Kirche mit Querhaus, Chorumgang und Kapellenkranz. Die Basilika am Neuen Markt wurde im Jahr 1298 zum ersten Mal erwähnt. Sie ist die größte Pfarrkirche der Hansestadt Stralsund. Im Volksmund hieß es: „Stralsund hat drei Kirchen – die mächtige, die prächtige und die schmächtige.“ St. Marien war und ist die mächtige. Dieses Gotteshaus gilt als ein Meisterwerk der Spätgotik in Mitteleuropa.

Die 366 Stufen auf das Aussichtsplateu des Marienkirchturms (226 aus Stein, 140 aus Holz) lassen sich bequem erklimmen. Foto: Hartmut Nieswandt
Die 366 Stufen auf das Aussichtsplateu des Marienkirchturms (226 aus Stein, 140 aus Holz) lassen sich bequem erklimmen. Foto: Hartmut Nieswandt

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Von 1475 bis 1478 wurde am Turm gebaut, der 1485 mit Kupfer bedacht wurde. Die sehr hohe gotische Spitze stürzte 1495 während eines starken Sturms herunter, wurde aber wieder auf den Turm gesetzt und verlieh der Kirche dann angeblich die Höhe von 151 Metern. Sie galt damit ab 1549 als das höchste Gebäude der Welt. Die Anbauten im Norden und Süden an diesem Westturm wirken wie ein Querschiff und verleihen der Kirche eine wuchtige und wehrhafte Wirkung.

Umfangreiche Sanierungsarbeiten ab dem Jahr 2000

Das Bauwerk wurde überwiegend aus rotem Backstein errichtet. Die westlichen Strebetürme sind bis in eine Höhe von 36 Metern mit Kalkstein verblendet. Im Sockelbereich wurde Granit verwendet. Die 100 Meter lange und im Mittelschiff 32,9 Meter hohe Kirche vermittelt im Innern einen gewaltigen Raumeindruck, der Innenraum ist bis zu 96 Meter lang und 41 Meter breit. Diesen Anblick sollte man unbedingt genießen, bevor man den Turm erklimmt. Von der ursprünglichen reichen Innenausstattung ist heute nur noch wenig zu sehen, beim Bildersturm während der Reformation und einem großen Stadtbrand im Jahre 1647 wurde nahezu alles Inventar vernichtet.

Seit 1990 wurde viel in die Sanierung der Innenraums der Marienkirche investiert. Foto: Hartmut Nieswandt
Seit 1990 wurde viel in die Sanierung der Innenraums der Marienkirche investiert. Foto: Hartmut Nieswandt

Von 1807 bis 1810 diente das Gotteshaus den französischen Besatzungstruppen als Kaserne und Heumagazin. Beim Bombenangriff auf Stralsund am 6. Oktober 1944 wurde auch die Marienkirche beschädigt. Ab 1947 wurden Pfostenwerk und Verglasung der Fenster erneuert und Teile des südlichen Seitenschiffdachs mit Schieferabdeckungen versehen. In den Jahren nach 2000 fanden in der Kirche umfangreiche Sanierungsarbeiten statt, bei denen unter anderem die außergewöhnlich großen Kirchenfenster erneuert und die berühmte Stellwagen-Orgel restauriert wurden.

Die Altstadt von Stralsund gehört zum Weltkulturerbe

Wie schon erwähnt: Die Innenstadt Stralsunds ist durch einen gerdezu verschwenderischen Reichtum an historischen Bauten gekennzeichnet. Seit 1990 wurden große Teile der historischen Altstadt saniert. Wegen fehlender Investitionen in der DDR waren viele Häuser vom Verfall bedroht. Die Altstadt bietet eine reiche historische Gebäudevielfalt – mit vielen ehemaligen Kaufmannshäusern, Kirchen, Gassen und Plätzen. Von mehr als 800 denkmalgeschützten Häusern in Stralsund stehen mehr als 500 als Einzeldenkmal in der Altstadt.

Auch der Besuch des Stralsunder Ozeaneums mit seinen Aquarien-Rundgängen ist ein Erlebnis für Groß und Klein. Foto: Ines Patro
Auch der Besuch des Stralsunder Ozeaneums mit seinen Aquarien-Rundgängen ist ein Erlebnis für Groß und Klein. Foto: Ines Patro

In den zwanzig Jahren von der Wende 1990 bis November 2010 wurden 588 der mehr als 1000 Altstadtgebäude vollständig saniert, darunter waren 363 Einzeldenkmale. Geschichte und Architektur der Hansestadt sind so bedeutsam, dass Stralsunder Altstadt im Jahr 2002 gemeinsam mit der Altstadt Wismars in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde.

Von den Stralsunder Stadtbefestigungen sind das Kniepertor und das Kütertor erhalten. Das Ensemble des Alten Marktes bietet mit der Nikolaikirche, dem Stralsunder Rathaus als einem der bedeutendsten Profanbauten der norddeutschen Backsteingotik, dem Artushof, dem Wulflamhaus, dem Commandantenhus, dem Gewerkschaftshaus und einem neueren Plattenbau einen Überblick über die architektonische Geschichte der Stadt. Das ehemalige Schwedische Regierungspalais beherbergt heute das Bauamt der Stadt.

Im Stil der norddeutschen Bakcksteingotik errichtet wurde das Stralsunder Rathaus, das sich inmitten der Altstadt befindet. © majonit – stock.adobe.com
Im Stil der norddeutschen Bakcksteingotik errichtet wurde das Stralsunder Rathaus, das sich inmitten der Altstadt befindet. © majonit – stock.adobe.com

Lesen Sie hier weiter: Meeresmuseum Stralsund – ein Abenteuer für die ganze Familie

Das Museumshaus in der Mönchstraße wurde mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert. Besucher erleben es heute als eines von Nordeuropas bedeutendsten original erhaltenen Bürgerhäusern der Hansezeit, hier lässt sich Geschichte von sieben Jahrhunderten begreifen. Drei große mittelalterliche Kirchen prägen das Bild der Innenstadt – die Marienkirche, die Nikolaikirche am Alten Markt und die Jacobikirche, die heute als Kulturkirche genutzt wird.

Moderne Sehenswürdigkeiten wie das Ozeaneum und die Rügenbrücke

Im Jahr 1234 erhielt Stralsund das Stadtrecht. Als Gründungsmitglied der Hanse kam die Stadt durch internationalen Handel zu Wohlstand. Heute ist Stralsund auch bekannt durch das Deutsche Meeresmuseum mit dem Ozeaneum und natürlich auch durch die schöne, geschwungene neue Rügenbrücke. Stralsund wird aufgrund der Lage am Strelasund, einer Meerenge der Ostsee zwischen Festland und der Insel Rügen, auch als „Tor zur Insel Rügen“ bezeichnet.

Beeindruckender Ausblick (von vorn nach hinten): die Jacobi-Kirche, die weiße, geschwungene Architektur des Ozeaneums, die Masten der "Gorch Fock I", der Strelasund, die Insel Rügen. Foto: Hartmut Nieswandt
Beeindruckender Ausblick (von vorn nach hinten): die Jacobi-Kirche, die weiße, geschwungene Architektur des Ozeaneums, die Masten der „Gorch Fock I“, der Strelasund, die Insel Rügen. Foto: Hartmut Nieswandt

Stralund ist von Berlin, Rostock und Hamburg aus gut per Bahn erreichbar. Auf dem Hauptbahnhof angekommen, sollte man sich etwas Zeit nehmen, um sich das stattliche Gebäude anzusehen. Mit dem Auto erreicht der Besucher die Stadt über die A 20/B 194, die B 105 und die B 96.

Text: Hartmut Nieswandt

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