Den grünen Leuchtturm von Rostock-Warnemünde und seinen roten Zwilling im Ortsteil Hohe Düne müssen alle kleinen wie großen Schiffe passieren, um im Hafenbecken der Hansestadt Rostock zu landen. Im zweiten Teil über die coolste City an der Küste stellen wir ihren Hafen an der Unterwarnow vor und bummeln vom IGA-Park bis zum Yachthafen Hohe Düne.

Schlecht weggekommen: Ob nun Absicht oder nicht – die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) und die aus ihr hervorgegangene DDR kamen schlecht weg, was die Häfen angeht. Lübeck im Westen ging an die Britische Besatzungszone, Stettin im Osten an Polen. Dafür wurde die Oder-Neiße-Linie kurz vor Stettin verlassen und die Grenze weiter westlich verlegt. Wäre man der Linie der beiden Flüsse bis zur Mündung gefolgt, hätte Stettin, da links der Oder gelegen, zur SBZ gehört.

Die Hafeneinfahrt Rostock-Warnemünde befindet sich zwischen dem grünen und roten Leuchtturm. Fotos: Ines Patro, Aufmacherfoto: © Rico Ködder – stock.adobe.com
Die Hafeneinfahrt Rostock-Warnemünde befindet sich zwischen dem grünen und roten Leuchtturm. Fotos: Ines Patro, Aufmacherfoto: © Rico Ködder – stock.adobe.com

Unseren ersten Teil über Rostock können Sie hier lesen:
Warum Rostock für viele die coolste Stadt an der Küste ist

Auch Wolin und der Ostteil der Insel Usedom ging an Polen, damit sich die Hafeneinfahrt von Szczecin, so heißt Stettin jetzt, in polnischer Hand befand. Wie auch immer – zwischen Lübeck und Stettin befand sich kein Hafen, der für die junge DDR als „Tor zur Welt“ dienen konnte. Also musste sich der zweite deutsche Staat ein Tor bauen.

So entstand der Überseehafen bei Rostock-Warnemünde

Dazu spannte die Staatsführung mit der Aktion „Steine für Rostock“ die Bevölkerung ein. Beim Bau des Rostocker Überseehafens und des Seekanals entstand in Warnemünde-Hohe Düne eine neue Ostmole. Die Bevölkerung sollte den Bau mit Aufbaustunden, Sonderschichten und Geldspenden unterstützen. Nach dem Aufruf der Rostocker Stadtverwaltung im Februar 1958 „Feldsteine für den neuen Rostocker Hochseehafen!“ wurden überall in der DDR Steine gesammelt.

Hinter den Häusern von Rostock-Warnemünde ragen die Schiffskräne des Überseehafens in die Lüfte. Foto: (c) Schlesier - stock.adobe.com
Hinter den Häusern von Rostock-Warnemünde ragen die Schiffskräne des Überseehafens in die Lüfte. Foto: (c) Schlesier – stock.adobe.com

Bis Mitte 1958 kamen mindestens 50 000 Tonnen Feldsteine, 11 000 Tonnen Bruchsteine und 4 000 Tonnen Steine aus der Ostsee zusammen, die für den Molenbau verwendet wurden. Mit der Eröffnung des neuen Seekanals am 7. Oktober 1958 wurde auch die Warnemünder Ostmole in Betrieb genommen. Der neue Rostocker Überseehafen entwickelte sich zum zentralen Umschlagplatz des Seehandels der DDR. Der Umschlagplatz wurde um 1960 bei Petersdorf am südlichen Breitling neu angelegt.

Im schwimmenden Museum „Dresden“ maritime Geschichte(n) erleben

Dieses spannende Stück Geschichte ebenso wie die maritimen Jahrzehnte danach kann man wunderbar in Deutschlands größtem schwimmenden Museum nacherleben: Die ganze Welt der Seefahrt und des Schiffbaus wird an Bord des „Traditionsschiffes des Typs Frieden“ mit Namen „Dresden“ seit fünf Jahrzehnten erlebbar. Zu finden ist das Museum, das zum IGA-Park-Rostock gehört, ganz einfach: Es befindet sich in Rostock gleich am S-Bahnhof Lütten Klein. Mit dem Auto kommt man über die Stadtautobahn B 103 Richtung Warnemünde, Abfahrt 105 Richtung Tunnel, direkt zum Parkplatz des IGA-Parks.

Ein Meeresriese im Anmarsch: An den Anblick dieser schwimmenden Hotels haben sich die Menschen in Rostock-Warnemünde längts gewöhnt.
Ein Meeresriese im Anmarsch: An den Anblick dieser schwimmenden Hotels haben sich die Menschen in Rostock-Warnemünde längts gewöhnt.

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Also – einmal auf ein richtiges Schiff zu klettern, lohnt allein schon den Museumsbesuch. Das Schiff „Dresden“ der „Bauserie Typ IV des VEB Deutsche Seereederei Rostock“ wird schon seit 1970 als Museumsschiff genutzt. Die „Dresden“ wurde 1956/57 auf der Warnowwerft gebaut. Sie war das fünfte Schiff der „Baureihe Typ IV“, einer Serie von 10 000-Tonnen-Stückgut-Frachtern. Da das erste Schiff dieser Serie auf den Namen „Frieden“ getauft wurde, wurde die fünfzehn Neubauten umfassende Serie als „Typ Frieden“ bezeichnet.

Am beeindruckendsten im Museum ist der Stahlriese selbst

Das ist heute zu sehen: Mit mehr als 12 000 Ausstellungsstücken wird die Entwicklung des Schiffbaus gezeigt – vom slawischen Einbaum bis hin zur computergesteuerten Fertigung moderner Großwerften. Und: Das eindrucksvollste Exponat des Schifffahrtsmuseums ist natürlich der Stahlriese selbst. Während sich in der Kombüse noch der Geruch frisch zubereiteter Speisen vermuten lässt, lassen der original erhaltene Maschinenraum, die Kommandobrücke, der Funkraum sowie Maschinenkabinen, Messe und Hospital den harten, erlebnisreichen Alltag der Seeleute erahnen.

Dresden ist nicht nur das politische und kulturelle Herz des Freistaats Sachsen. Majestätisch liegt Dresden seit 1970 auch an der Ostseeküste als das größte maritime Museum. Rund 12000 Exponate sind auf dem Motorschiff Dresden zu besichtigen. 
Foto: Schifffahrtsmuseum Rostock/Erik Gross
Dresden ist nicht nur das politische und kulturelle Herz des Freistaats Sachsen. Majestätisch liegt Dresden seit 1970 auch an der Ostseeküste als das größte schwimmende Museum: Rund 12000 Exponate sind auf dem Motorschiff Dresden zu besichtigen. Foto: Schifffahrtsmuseum Rostock/Erik Gross

Rund um das Traditionsschiff gibt es zahlreiche weitere Objekte der Seefahrt. Neben dem Seezeichenpfad im IGA Park sind mehrere Schiffe und ein Hebekran zu bestaunen. Mit dem Schwimmkran „Langer Heirich“ besitzt das Museum ein über 100 Jahre altes technisches Kleinod. Er zählte seinerzeit zu den größten Schwimmkränen der Welt.

Angetrieben wurde der Kran mit Dampf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er bis 1978 auf der Rostocker Neptunwerft eingesetzt. Die „Saturn“ wurde 1908 in Hamburg gebaut und war ein Hafenschlepper. 1955 kam das Schiff bie 1979 nach Rostock auf die Warnow Werft, bevor es seine letzte Reise ins Museum antrat. Die „Saturn“ war eines der letzten vollgenieteten und mit Dampf betriebenen Schiffe der DDR-Seewirtschaft.

Ab 15. Juli 2023 ist im Schifffahrtmuseum Rostock die neue Dauerausstellung „Reeder, Ruder, Seemannsgarn – Von Rostock in die Welt“ zu erleben. Den Museumsbesuchern steht eine packende Reise durch die Seefahrtsgeschichte der Hansezeit (ca. 12. bis 17. Jahrhundert) sowie des 19. und 20. Jahrhunderts bevor. Und natürlich erfahren sie auf der MS Dresden illustre Geschichten über Rostocker Seeleute und Schiffbauer.

Tipp der Redaktion

Im Mittelpunkt der Ausstellung auf Deck 3 der „Dresden“ steht die Deutsche Seereederei Rostock. 1952 gegründet, entwickelte die DSR sich zu einer der größten Universalreedereien Europas. Vom ersten Handelsschiff der DDR, dem Dampfer „Vorwärts“, bis hin zu den großen Passagierschiffen „Fritz Heckert und „Völkerfreundschaft“ wird berichtet. Auch zwölf der „Typ-IV“-Frachter, von denen nur noch die „Dresden“ erhalten ist, fuhren für die DSR.

Von Rostock-Warnmünde zum Yachthafen Hohe Düne

Seit sagenhaften 700 Jahren gehört Warnemünde offiziell zu Rostock. Urkundlich das erste Mal erwähnt wurde das beliebte Seebad bereits im Jahre 1195. Seinen Namen hat der hanseatische Ortsteil an der Ostseeküste vom Fluss Warnow, der nach über 150 Kilometern hier ins Meer mündet. Die frühe Eingemeindung durch Rostock hatte sicherlich Kalkül – auf die Art bekam die heutige mecklenburgische Ostseemetropole Zugang zur Ostsee. Zu den Sehenswürdigkeiten in Rostock-Warnemünde gehören neben dem noch aktiven, knapp 40 Meter hohen Leuchtturm der Teepott. Errichtet wurde dieses Wahrzeichen nach Plänen des Ingenieurs Ulrich Müther.

Der "Teepott" in Rostock-Warnemünde zählt zu den Wahrzeichen Mecklenburg-Vorpommerns. Und direkt daneben thront einer der schönsten Leuchttürme der Ostseeküste. Foto: Susann Moll
Der „Teepott“ in Rostock-Warnemünde zählt zu den Wahrzeichen Mecklenburg-Vorpommerns. Und direkt daneben thront einer der schönsten Leuchttürme der Ostseeküste. Foto: Susann Moll

Unbedingt besuchenswert sind das mit Elementen des „Art-deco-Stils“ erbaute Kulturhaus sowie der Hotelriese „Neptun“, der Anfang der 1970er-Jahre eröffnet wurde und mit einer Höhe von 64 Metern und 19 Etagen Blicke bis weit hinter den Horizont ermöglicht. Zu DDR-Zeiten war das Hotel Neptun ein exklusives Haus, das lukrative Devisen ins sozialistische Staatssäckel ermöglichte – einheimischen Urlaubern über den FDGB-Feriendienst jedoch vergleichsweise günstige Ferien bescherte. Nach der Wende wurde Neptun saniert, und im Jahre 2017 an einen russischen Investor verkauft.

Von Rostock-Warnemünde bis zur Hohen Düne ist es nur ein Katzensprung: Eine Fähre verbindet die Stadtteile. Beim Spaziergang durch die Hohe Düne flaniert man am Yachthafen vorbei und gelangt rasch in die Anlage der Yachthafenresidenz Hohe Düne, einem Wellnesshotel für Genießer.

Denn nicht nur Wellness, auch feinste Küche wird in diesem Ostseehotel großgeschrieben. 2017 übernahm Sternekoch André Münch das Feinschmecker-Lokal „Der Butt“ in der Yachthafenresidenz Hohe Düne. Es dürfte kaum eine bessere Lage für ein Restaurant geben, das auf zahlungskräftige Kundschaft setzt: Das Hotel ist eines der besten Häuser an der Ostseeküste. Im Yachthafen ankern in der Saison jede Menge gut betuchte Hobby-Matrosen. Und die Touristenhochburg Rostock-Warnemünde ist nah.

Bodenständig, sympathisch, meisterhaft: Sternekoch André Münch betreibt das Restaurant "Der Butt" in Hohe Düne. Foto: Frank Wilhelm/Archiv
Bodenständig, sympathisch, meisterhaft: Sternekoch André Münch betreibt das Restaurant „Der Butt“ in Hohe Düne. Foto: Frank Wilhelm/Archiv

Weitere Informationen: Kontakt zum Museum – BUGA Rostock, Sparte IGA, Schifffahrtsmuseum Rostock, Schmarl-Dorf 40, 18106 Rostock, Rufnummer 03 81 12831364, info@schifffahrtsmuseum-rostock.de, www.schifffahrtsmuseum-rostock.de, www.rostock.de, www.ostsee.de, www.rathaus.rostock.de.

Text: Hartmut Nieswandt und Sirko Salka

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