In der kleinen Residenzstadt Neustrelitz wurde in der Vergangenheit durchaus große Politik gemacht. So sind zwei Königinnen eng mit Mecklenburg-Strelitz verbunden. Bei einem Besuch der Barockstadt sollte man auch Zeit für einen Abstecher ins idyllische Umland einplanen.
Die Residenzstadt Neustrelitz war vom ersten Tag an etwas besonderes und einmaliges. Der Bau dieser Stadt wurde notwendig, weil die ursprüngliche Residenz Strelitz 1712 nach dem großen Stadtbrand in Schutt und Asche lag. Europaweit einzigartig ist die barocke Stadtanlage – der vom quadratischen Markt ausgehende achtstrahlige Straßenstern. Der Grundriss ist einer italienischen Idealstadt nachempfunden. Die Stadt entstand im Auftrag von Großherzog Adolf Friedrich III. von Mecklenburg Strelitz ab 1733 als so genannte spätbarocke Planstadt.
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Im 19. Jahrhundert wurde das Stadtbild von Neustrelitz durch den Schinkelschüler Friedrich Wilhelm Buttel geprägt, der im Auftrag des Großherzogs Kirchen, Repräsentanzbauten und Wirtschaftsgebäude errichtete. Nach Plänen Buttels wurde von 1840 bis 1842 auch der Kammerkanal erbaut, der die schiffbare Verbindung bis nach Berlin und Hamburg ermöglicht.
Residenzstadt Neustrelitz und die „Berliner Badewannen“
Ein Hafen am Zierker See entstand, der heute ein beliebter Wasserwanderastplatz ist. Mit der Eröffnung des Eisenbahnverkehrs von Berlin nach Stralsund über Neustrelitz (1877/78) und nach Rostock (1886) erhielt der Fremdenverkehr in der Residenzstadt Neustrelitz einen ersten Aufschwung (aktuelle Ferienunterkünfte hier). Die Seen in der Umgebung der Stadt waren schon in den 1920er-Jahren „Badewannen“ der Berliner.

Das Residenzschloss wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend eingeäschert, die Ruine trug man päter ab. Erhalten blieb das malerische Schlossgartenensemble mit vielen Skulpturen, Brunnen und alten Bäumen. Sehenswert sind die Bauwerke des früheren Schlossareals, darunter die neugotische Schlosskirche, die klassizistische Orangerie, der Marstall, der Hebetempel und die Gedächtnishalle für Königin Luise von Preußen.
Als zwei Königinnen Europa-Politik machten
Die Gemahlin von Friedrich Wilhelm III. war eine geborene Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz. Einer ihrer Söhne wurde als Wilhelm I. deutscher Kaiser, eine Tochter Zarin von Russland. Königin Luise starb am 19. Juli 1810 nahe Neustrelitz auf Schloss Hohenzieritz. So war Neustrelitz unmittelbarer Bestandteil der „großen Politik“.

und sein achtstrahliger Straßenstern. Foto: Tobias Lemke
Das herzogliche Haus Mecklenburg-Strelitz unterhielt durch Heirat Beziehungen in alle Welt. Eine Strelitzer Prinzessin, Sophie Charlotte, war von 1761 bis 1818 britische Königin. Ihr zu Ehren gab der Botaniker Joseph Banks, Direktor der Royal Gardens in Kew, einer exotischen, aus dem südlichen Afrika stammenden Blume den Namen „Strelitzia reginae“.
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Residenzstadt Neustrelitz war und ist das kulturelle Zentrum der Seenplatte
Mecklenburg-Strelitz war und ist erfüllt von einem regen geistigen und kulturellen Leben, das sich in Architektur, Kunst und Zeugnissen der Wissenschaft vielfältig widerspiegelt. Insbesondere in der Residenzeit wirkten hier Persönlichkeiten, deren Leistungen weit über die Grenzen hinweg Anerkennung fanden.
So schuf der jüdische Sprachforscher Prof. Daniel Sanders (1819-1897) in Strelitz das bis heute international anerkannte „Wörterbuch der deutschen Sprache“. Er und sein Freund, der Literat und Demokrat Adolf Glaßbrenner, waren führende Köpfe des Strelitzer Reformvereins von 1848. Der in Neustrelitz geborene Künstler Wilhelm Riefstahl (1827-1888), späterer Direktor der Karlsruher Kunstakademie, war ein über Deutschlands Grenzen anerkannter Landschaftsmaler. Der Archäologe Heinrich Schliemann ging hier zur Schule.

Das kulturelle Profil der ganzen Region wird seit rund 250 Jahren durch das Neustrelitzer Landestheater bestimmt, das 1769 als Hoftheater eröffnet wurde und heute als Hauptspielstätte der Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz ist. Der Theaterstandort wird außerdem durch die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz geprägt.
Im Schlossgarten werden im Sommer Operetten und Musicals aufgeführt
Neustrelitz ist mit vielen Veranstaltungen ein kulturelles Zentrum der Seenplatte. Der Schlossgarten ist im Sommer Aufführungsort für die Festspiele, die großartige Operetten- und Musicalaufführungen bieten. Für Liebhaber der Bildenden Kunst öffnet von Mai bis September die Plastikgalerie in der Schlosskirche und präsentiert dort die Traditionen bedeutender figürlicher Plastik nicht nur Deutschlands.

Zum vielfältigen Kulturangebot der Stadt gehören das Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz mit der ersten umfassenden Landesausstellung von Mecklenburg-Strelitz, das Basiskulturfabrik mit Kinos und Galerie oder auch die Hofkonzerte mit Weltmusik in Klein Trebbow.
Idyllische Naturkulisse lädt zum Wandern, Radeln und Bootfahren ein
Von den Ortsteilen Prälank und Fürstensee aus ist Neustrelitz ein ideales Tor in den westlichen und östlichen Teil des Müritz-Nationalparks und in den Naturpark Feldberger Seenlandschaft. Hier liegt das Weltnaturerbegebiet Serrahner Buchenwälder. Die idyllische Naturkulisse der Mecklenburgischen Seenplatte lädt zum Wandern, Radeln und Bootfahren ein. Neustrelitz ist über ausgewiesene Radfernwege und Wasserwanderrouten gut zu erreichen. Auf dem Wasserweg ist die Hafenstadt über den Kammerkanal mit dem Bundeswasserstraßennetz verbunden.
Die Residenzstadt Neustrelitz ist gut mit der Bahn (Bahnlinie Berlin – Neustrelitz – Waren (Müritz) – Rostock) zu erreichen. Mit dem Auto komtmt man von Berlin aus am besten über die B 96 nach Neustrelitz, von der Autobahn A 19 geht es von der Abfahrt Röbel/Müritz aus Richtung Osten über Mirow und Wesenberg durch die wunderbare Landschaft der Mecklenburgischen Kleinseenplatte. Hartmut Nieswandt
Weitere Informationen: Tourist- und Nationalparkinformation, Strelitzer Straße 1, 17235 Neustrelitz, Rufnummer 03981 253119, E-Mail touristinformation@neustrelitz.de, www.neustrelitz.de, www.neustrelitz.m-vp.de, www.mecklenburgische-seenplatte.de
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