Laut Olaf Schubert, Deutschlands lustigstem Sachsen, ist die Zeit für Rebellen gekommen. Ob der Humorist damit das Agieren der Ampelkoalition in Berlin meint, Aktionen der Letzten Generation oder gar einen Aufschrei von Künstlern und Intellektuellen, verrät er uns vielleicht am 26. April 2023, wenn er seine neue Show, ein paar Flachsraketen und Lieder mit nach Neubrandenburg bringt.
Warum Olaf Schubert ein sanfter Rebell ist
Vorab war von dem sächsischen Tausendsassa und Universalgenie der ZDF-Heute-Show nur so viel zu erfahren: Olaf Schubert ist ein sanfter Rebell. Begründet wird das im Pressetext zum aktuellen Programm „Zeit für Rebellen“ so: „Niemals schwamm er mit dem Strom, aber auch nicht gegen den Strom. Schubert schwimmt neben dem Strom – auf dem Trockenen, denn er kann laufen.“
Bescheiden, wie der Vorzeige-Ostdeutsche selbstredend ist, erklärt Olaf Schubert, dass er nicht nur die Wende im Osten eingeleitet habe, „sondern auch alle anderen Umwälzungen der Welt live im TV verfolgt“. Das ist sicherlich aller Ehren wert. Was den Entertainer augenscheinlich zum Rebellen macht, gar zum Punk der heiteren Muse, ist sein markanter, hemdsärmeliger Look: eine oft zwei Nummern zu große Jeanshose, die strähnig-gelockte, recht eigensinnige Resthaarfrisur und natürlich seine Wonne-Wolle, der Pullunder im Argyle-Muster, den er schon seit über 30 Jahren trägt.
Was Schubert mit einer Theologin gemein hat
Umso überraschender äußerte sich Schubert über sein textiles Markenzeichen 2017 im Gespräch mit Nordkurier-Reporter Frank Wilhelm. Auf die Frage, ob der Pullunder die Sexiness des Mannes erhöhe, antwortete der Weltbürger und Freidenker: „Pullunder anziehen ist auch keine Lösung.“ Zudem würden sich die Maßstäbe für die Attraktivität beim Mann historisch ändern. „Vor 50 Jahren galt der Wohlstandsbauch als sexy. Heute muss man ein Spargel-Tarzan mit den Muskeln an der richtigen Stelle sein.“
Pech nur, dass solch ein Pullunder schon mal die Stelle mit den Muskeln verdeckt. Auch kein Geheimnis ist, dass der Unterhaltungskünstler von seinem modisch-mutigen, möglicherweise politisch bald angesagten Herrenpullover in den Farben der Jamaika-Koalition – gelb, grün und schwarz (manchmal auch dunkelblau) – mindestens einen zum Wechseln hat. Wenngleich die Regierungsoption im Bund nun nicht vordergründig ein Rebellen-Grund ist. Sondern vielmehr Schuberts unbeirrtes, allen Trends und Verlockungen von Kleidung als modisches Statement – wie auch der damit einhergehender Attraktivitätsoptimierung – strotzendes Festhalten an der immer gleichen Klamotte.
Das kannte man in der Bundesrepublik so nur von Uta Ranke-Heinemann, Tochter eines früheren Bundespräsidenten, die bis ins hohe Alter eine streitbare und unorthodoxe Theologin und überzeugte Dauer-Trägerin eines mintgrünen Lederkostüms war. Sie galt zurecht als eine Rebellin, eine auch mit Sinn für das Komische.
Schuberts „Schwester“ rockte viele Jahre in Kultband
Einen besseren Botschafter hätte sich Dresden nicht wünschen können, auch wenn Olaf Schubert 1967 als Michael Haubold in Plauen geboren wurde. Der schlaksige, sächselnde Olaf, dieser liebenswerte Spinner mit dem Hau, dessen schlagfertigen Geistesblitze und ironischen Wortspiele aus der Abteilung Genie und Wahnsinn (!) kommen, ist die Paraderolle, doch nicht die einzige Bühnenfigur des Entertainers. Im Großraum Dresden ist Schubert seit Anfang der 1990er eine lokale Berühmtheit. Sechs Alben veröffentlichte er in den ersten zehn Karierrejahren, darunter eine Scheibe mit sächsischen Hördialogen, in denen beispielsweise brisante Alltagsprobleme wie Fremdenhass offen und zynisch verhandelt wurden.
Wie andere große Komödianten auch (Helge Schneider, Olli Dittrich, Götz Alsmann) ist Schubert ein begnadeter Musiker. Was viele nicht wissen: Bis 2022 war er Schlagzeugerin der Dresdner Rockband DEKAdance. Im Fummel trat er dabei als seine Schwester Gabi Schubert auf. Mehr als 15 Jahre spielte er als Michael Rock außerdem in der sächsischen Coverband „Die Rockys“.
Was der Komiker in Meckpomm sonst noch so treibt
Der bundesweite Durchbruch gelang ihm dann nach dem Millennium. Seit den Zehnerjahren gehört Olaf Schubert zu den beliebtesten Comedians. Ein paar Songs spielt er noch heute in seinen Solo-Programmen, begleitet von Herrn Stephan an Bass und Trompete und Jochen Barkas (Gitarre). Es braucht eine Weile, bis sich die Ohren an Schuberts stimmgewaltige Interpretationen gewöhnt haben. Denn leider hat die Bühnenfigur kein Talent zum Singen – auch wenn Olaf sich sicherlich für einen Rockstar hält.
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Die Lieder klingen gekonnt schief, der Gesang leiert, liegt immer einen halben Ton drüber oder drunter. Es sind wunderbare Antisongs, typische Schubert-Parodien. Und das muss man erst mal so schräg gesungen kriegen, fast im Stile einer Florence Foster Jenkins, jener US-amerikanischen Sängerin ohne Stimme. Ohne seinen musikalischen Background wäre der Wortakrobat, Schlauberger, Pullunder-Freak dazu wohl nicht in der Lage. Mit Hörgewohnheiten brechen, auch das hat Rebellen-Potenzial. Und immerhin, ab und an darf die Virtuosität der drei Musiker durchblitzen. Dann wünscht man sich automatisch, mehr davon zu hören.
Nach Meckpomm kommt Olaf Schubert regelmäßig und gerne. „Ich mag wunderschöne Landschaften wie in Mecklenburg-Vorpommern. Ich wandere einfach gerne um einen See herum und freue mich, wenn ich ab und zu einen Einheimischen treffe, was bei drei Einwohnern ja selten der Fall ist“, sagte er im Nordkurier-Interview. Am 26. April 2023 ist der Entertainer ab 20 Uhr im Haus der Kultur und Bildung (HKB) zu erleben. Es gibt noch Restkarten. „Zeit für Rebellen“ ist eine Nachhol-Show aus Corona-Zeiten.
Text: Sirko Salka
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