Verträumte Badeorte, historische Hafenstädte beinahe unberührte Landschaften und pulsierende Hafenstädte – eine Rad-Runde um das Stettiner Haff führt durch Vorpommern und Polen und über die Insel Usedom. Unvergessliche Momente sind garantiert. Eckhard Behr hat sich für uns aufs Fahrrad gesetzt.

„Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad.“ Mit diesem Gedanken von Adam Opel im Hinterkopf frage ich eine heutige Expertin, ob das tatsächlich so ist. Und Fanny Holzhüter, die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Vorpommern e.V., kommt ins Schwärmen, wenn sie von dem Projekt berichtet, das in diesem Jahr komplett an den Start geht: dem Stettiner Haff Rundweg.

„Wer wunderschöne Landschafen, historische Denkmäler, verträumte Badeorte, Hafenstädte und Natur in ihrer Ursprünglichkeit kennenlernen will, der ist hier auf diesem Weg mit Rad bestens unterwegs“, beschreibt die Fachfrau die rund 310 Kilometer, die rund um die Lagune führen und sowohl Deutschland als auch Polen verbinden.

Besuch beim Wegbereiter der modernen Luftfahrt

Der Anklamer Marktplatz ist Ausgangspunkt für  die Radtour rund ums Stettiner Haff.   © TVV/Ein Eßlinger
Der Anklamer Marktplatz ist Ausgangspunkt für die Radtour rund ums Stettiner Haff.  © TVV/Ein Eßlinger

Wer diesen Weg fahren möchte, kann ihn sich – so die Empfehlung der Touristiker – in sieben Tagesetappen einteilen. In Anklam startet die Tour. Der erste Tag führt durch das Anklamer Stadtbruch, durch das Fischerdorf Mönkebude bis zum Seebad Ueckermünde. Bevor Sie jedoch die erste Strecke unter die Reifen nehmen, lohnt sich in Anklam der Besuch des Museums für Otto Lilienthal – dem Wegbereiter für die moderne Luftfahrt.

Er ist in Anklam im Jahr 1848 zur Welt gekommen, hat in der Stadt an der Peene das Gymnasium besucht und schließlich nach vielen Studien, Experimenten und Gleitflügen die Grundlagen für das Fliegen, so wie es die Menschheit heute kennt und nutzt, gelegt. Seine Heimatstadt widmet ihm ein Museum mit Flugapparaten, umfangreichem Fotoarchiv, mit Artikeln und Briefen.

Die Lagunenstadt Ueckermünde am Stettiner Haff bietet viele Übernachtungsmöglichkeiten, eine Auswahl finden Sie hier.

Bereits die erste Etappe begeistert mit der Natur des Anklamer Stadtbruchs. © TVV
Bereits die erste Etappe begeistert mit der Natur des Anklamer Stadtbruchs. © TVV

Anschließend ruft die Natur, denn das Stadtbruch liegt auf Ihrem Weg Richtung Ueckermünde. Das Bruch ist ein regenwassergespeistes Moor. Dadurch unterscheidet es sich von den anderen Moortypen im Peenetal. Regenwasser ist nährstoffarm. Das hat sich auf die Flora ausgewirkt – hier finden sich überwiegend Schilf und vereinzelt Wollgräser.

Wesentlich vielfältiger ist die hiesige Tierwelt: Allen voran der Seeadler. Hier ist die größte Seeadlerdichte in Mitteleuropa anzutreffen. Hinzukommen Rot- und Schwarzwild, aber auch Biber, Amerikanischer Nerz, Fischotter und mehr als 170 Brutvogelarten – Roter Milan, Schwarzer Milan, Singvögel wie Wiesepieper, Wiesenschafstelze, Braunkehlen, Schwarzkehlchen und im Spätherbst kommen die Singschwäne aus Nordskandinavien, um hier zu überwintern.

Die Strände des Stettiner Haffs und endlos scheinende Wälder

Sind Sie am Ende der ersten Etappe nach gut 36 Kilometern in Ueckermünde angekommen, sollten Sie sich die Zeit für einen Besuch der Altstadt, des Hafens, aber auch des Haffmuseums nehmen. Vielleicht am Vormittag des zweiten Tages, bevor Sie dann entlang der Haffküste durch die Orte Bellin, Vogelsang und Warsin bis ins Fischerdorf Altwarp radeln.

Hier haben Sie dann die Wahl: Entweder setzen Sie mit dem Kutter „Lütt Matten“ über ins polnische Nowe Warpno oder fahren um den Neuwarper See von Wartin durch das Dörfchen Rieth auf die polnische Seite des Weges. Die Strände des Haffs und endlos scheinende Wälder begleiten Sie. Nach 42 Kilometern kommen Sie schließlich in Trzebiez, auf Deutsch Ziegenort, an. Der Name ist abgeleitet von Zege, einer früher im Haff vorkommenden Fischart.

Das Stettiner Schloss ist eines der Kulturzentren in Westpommern. © Pomorze Zachodnie
Das Stettiner Schloss ist eines der Kulturzentren in Westpommern. © Pomorze Zachodnie

Ziel und Höhepunkt der dritten Tagestour ist zweifellos Stettin. Diese westpommersche Metropole ist reich an Sehenswürdigkeiten und Kultur. Fanny Holzhüter hat einen besonderen Tipp: „Wer im Stadtzentrum von Stettin eine rot gestrichelte Linie entlang der Fußwege entdeckt, kann dieser folgen und auf einer Strecke von 8 Kilometern die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchen.“

Das Stettiner Haff an seiner Ostküste umradeln

Die vierte und fünfte Etappe rund ums Stettiner Haff führen entlang seiner Ostküste. In Stepnica kann man sich mit frischem Fisch stärken, das Wikingerdorf Wolin lädt zu einem Ausflug in die Geschichte ein. Durch den Nationalpark Wolin kommen Sie schließlich in Misdroy an. Und von da aus bringt Sie eine Fähre nach Swinemünde – in die größte Stadt der Insel Usedom.

Offen für Ihr Interesse an regionaler Geschichte ist die Heimatstube in Rieth. © TVV
Offen für Ihr Interesse an regionaler Geschichte ist die Heimatstube in Rieth. © TVV

Von da aus können Sie die kilometerlangen Sandstrände des Eilandes in der Pommerschen Bucht sehen und während einer Sonnenpause genießen. Ein Abstecher in die drei Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin zählt zu den Höhepunkten dieser Tour. Allein die Bäderarchitektur der Villen aus der Gründerzeit lässt Sie ins Schwärmen geraten. Und in den Sommermonaten Juni bis September ist ein Besuch des Theaterzeltes Chapeau Rouge hinter den Dünen des Heringsdorfer Strandes zu empfehlen.

Für eine Rast und ein Sonnenbad lädt das Strandbad in Mönkebude ein. © TVV
Für eine Rast und ein Sonnenbad lädt das Strandbad in Mönkebude ein. © TVV

Von Karnin mit der neuen Elektrofähre nach Kamp übersetzen

Vollgepackt mit so vielen Eindrücken, erwartet Sie am siebten Tag die Rückfahrt nach Anklam. Auf der Zecheriner Brücke lohnt sich ein Stopp, um die Reste der gigantischen Hubbrücke im Peenestrom mit dem Fernglas zu betrachten. Hier auf der Brücke können Sie entscheiden – auf direktem Weg zurück nach Anklam oder einen kleinen „Umweg“ in Kauf nehmen, um von Karnin auf der Insel Usedom mit der neuen Elektrofähre nach Kamp auf dem Festland überzusetzen und von da aus den Ausgangspunkt der siebentägigen Tour zu erreichen. Wie Sie sich auch entscheiden – Sie werden auch auf dieser letzten Etappe unvergessliche Eindrücke sammeln und die Erfindung des Fahrrads in den höchsten Tönen loben …

7 Etappen der Route Rund ums Stettiner Haff

Anklam – Ueckermünde: 36 km

Ueckermünde – Trzebież: 42 km

Trzebież – Stettin: 37 km

Stettin – Goleniów/Modrzewie: 40 km

Goleniów/Modrzewie – Wolin: 48 km

Wolin – Swinemünde/Seebad 
Ahlbeck: 40 km

Swinemünde/Seebad Ahlbeck – 
Anklam: 54 km