Viele Kilometer entfernt von der Ostsee liegt Demmin – eine Hansestadt auf dem Trockenen. Wie kommt eine Stadt im Binnenland dazu? Beim Besuch dieser Perle von Vorpommern sticht eines der interessantesten Baudenkmäler des 19. Jahrunderts sofort ins Auge.
Die Hansestadt Demmin im Norden Mecklenburg-Vorpommerns mit seinen 12 000 Einwohnern liegt am Zusammenfluss der Flüsse Peene, Trebel und Tollense und hat sie immer schon eine gut schiffbare Verbindung zur Ostsee gehabt.

Demmin ist eingebettet in eine landschaftlich reizvolle Umgebung, umgeben von fünf Landschafts- und Naturschutzgebieten. Gleich in der Nachbarschaft liegt das größte Niedermoor Deutschlands. Hinzu kommt, dass Demmin von 1283 bis 1615 Hanse-Mitglied war. Deshalb trat die Stadt 1992 dem „Hansebund der Neuzeit“ bei. Durch den Beschluss der Stadtverordneten vom 12. Januar 1994 trägt Demmin den Zusatznamen „Hansestadt“.
Teile der Hansestadt Demmin versanken im Feuer
Die Stadt hat im Zweiten Weltkrieg ungewöhnlich viele Menschen verloren. Als die Rote Armee auf die Stadt vorrückte, gab es hunderte von Selbstmorden. Große Teile der Altstadt versanken für immer im Feuer. Die nach dem Krieg wieder hergestellte Stadt wird in weiten Teilen von phantasielosen, langweiligen viereckigen Klötzen dominiert.
Es gibt dennoch Schönes zu sehen. Wenn man nach Demmin hineinfährt, sieht man aus allen Himmelsrichtungen den 95,8 Meter hohen Turm der St. Bartholomaei-Kirche. Der verlockt dazu, hier Station zu machen und sich dieses Bauwerk anzusehen. Die St.-Bartholomaei-Kirche gehört zu den großen Stadtkirchen in Vorpommern. Der Name der Kirche geht zurück auf Jesu Jünger „Bartholomaeus“. Einwandernde Siedler verehrten ihn als Schutzpatron ihrer Zünfte.

Der Sakralbau ist eine dreischiffige gotische Backsteinhallenkirche. Eine erste Kirche wurde in Demmin bereits 1260 erwähnt. Die Kirche wurde wiederholt zerstört, aber immer wieder aufgebaut. So wurde sie im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt. Während der Belagerung Demmins durch die Brandenburger im brandenburgisch-schwedischen Krieg wurde sie 1676 beim großen Stadtbrand zerstört.
Kirchturm trug einst eine barocke Haube
Die Wiederherstellung der Kirche begann 1684. Sie zog sich bis 1734 mit dem Einzug neuer Kreuzrippengewölbe hin. Der Turm war damals wesentlich niedriger als heute und trug eine barocke Haube. Eine durchgreifende Instandsetzung und Umgestaltung geschah nach Schinkel-Plänen von 1856 bis 1867 durch Friedrich August Stüler (Berlin) und Bartholomäus Weber (Stettin).
Grünberg-Orgel mit romantischem Klang
Das beeindruckendste Ergebnis der Erneuerung ist der hochaufragende, völlig aus Ziegelsteinen gemauerte Turm. Er ist 92,5 Meter hoch, das Kreuz misst 3,30 Meter. Reich gegliedert bietet er mit seinen hohen Durchbrüchen ein ungewöhnliches, einmaliges Bild in der norddeutschen Kunstlandschaft – mit diesem Turm besitzt Demmin eines der interessantesten Baudenkmale des 19. Jahrhunderts!
Nach einer Notreparatur in den Jahren 1937/38 wurde eine grundlegende Sanierung immer notwendiger, doch erst nach der Wende von 1989 wurde sie möglich. 1994 konnten die Arbeiten am Turm abgeschlossen werden. Sehenswert sind die Altarfenster, die Figuren im Altarraum und das Altarbild. Die Buchholz-Grüneberg-Orgel hat einen romantischen Klangcharakter.
Die vielen Speicher der Hansestadt Demmin
Unbedingt ansehen sollte man sich auch die Speicher am Stadthafen. Schon zu Zeiten der Hanse war der Hafen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die heute sichtbaren Speicher stammen aus verschiedenen Zeiten. Der Lübecker Speicher wurde etwa 1815 gebaut und wird heute als Kulturzentrum genutzt.

Der angrenzende Berliner Speicher ist von 1900. Es gibt Ideen für eine kulturelle Nutzung, aber vorher muss der Speicher noch saniert werden. Der dritte und größte Speicher am Bollwerk wurde 1940 durch den Großkaufmann Otto Klänhammer errichtet. Das moderne Stahlbetonsilo dient auch heute noch der Getreidelagerung. Gut 100 Meter stromabwärts befindet sich am Hanseufer ein 1925 errichteter Speicher.
Hanseviertel gleicht mittelalterlichem Dorf
Das Hanseviertel auf der Fischerinsel ist einem mittelalterlichen Dorf der Hansezeit nachempfunden. Kinder und Erwachsene können hier entdecken, wie in vergangenen Zeiten Brot gebacken, Körbe geflochten oder Metalle geschmiedet wurden. Gelegentlich dürfen sich die Besucher auch selbst beim Handwerken ausprobieren.
Eine Ausstellung informiert die großen Besucher über die Stadt und die Geschichte der Hanse, derweil können sich die kleinen Besucher auf dem Spielplatz austoben. Die Anlage ist von Mai bis September täglich für Besucher geöffnet. Mehrmals im Jahr finden mittelalterliche Veranstaltungen statt, dazu zählen unter anderem der Frühlings- und Adventsmarkt.
Weitere Informationen: www.nordkurier.de, www.demmin.m-vp.de, www.auf-nach-mv.de, www.mecklenburgische-seenplatte.de. www.hansestadt-demmin.de, Stadtinformation Hansestadt Demmin, Am Hanseufer 1, 17109 Demmin, Rufnummer 03998 225077. Hartmut Nieswandt
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