Die Suche nach Muscheln, Hühnergöttern, Donnerkeilen und nach Bernstein, dem „Gold der Ostsee“, gehört für viele zu einem Strandbesuch an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns dazu. Das gelb-bräunlich in der Sonne glitzernde, weiche Harz birgt dabei viele Geheimnisse und hat eine lange Geschichte.
Ketten, Amulette, Schatullen, Pfeifenköpfe, Dekofiguren: Es gibt kaum etwas, was sich nicht aus Bernstein herstellen lässt. Dieses Harz, das auch als „Gold der Ostsee“ bezeichnet wird, begeistert uns seit jeher. Wer sich etwas genauer damit beschäftigt, wird schnell auf weitere interessante Details stoßen.
Ursprung in uraltem Kiefernwald
Bernstein und Harz: Ist das dasselbe?
Bernstein ist nicht irgendein Baumharz, sondern eines, das über eine Million Jahre alt ist. Viele Nadelbäume und auch einige Laubbäume produzieren Harz, um beispielsweise Verletzungen zu schließen. Darüber informiert unter anderem das Deutsche Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten. Das Material ist brennbar und setzt sich aus Kohlenstoff (80 Prozent), Sauer- und Wasserstoff zusammen. Bernstein ist leicht und lässt sich bohren, sägen und drechseln.
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Warum gibt es so viel Bernstein an der Ostsee?
Forscher gehen davon aus, dass es einst einen Bernsteinwald mit einer besonderen Kiefernart gegeben hat. Dieser Wald war ungefähr dort, wo heute die Ostsee ist. Das Harz dieser Kiefer oxidierte entweder im Laufe der Jahre irgendwann an der Luft und zersprang oder wurde im Wasser konserviert. Meeresströmungen trieben die Harze nach Süden und lagerten sie an der Küste ab oder in Sedimentschichten.
Woran erkenne ich Bernstein?
Sie waren an der Ostsee und wissen nicht, ob Sie einen hellen Stein oder Bernstein gefunden haben? Bernstein ist elektrostatisch, das heißt, nach dem Reiben an Wolle zieht er Fusseln an. Ein anderer Test: In einer Salzlösung schwimmt Bernstein oben, während Steine oder Glasscherben auf den Boden sinken. Doch Vorsicht! Auch das chemische Element Phosphor, das von versenkter Munition stammt, kann am Strand vorkommen. Bei Kontakt mit der Haut kann es zu schweren Verbrennungen kommen. Wer unsicher ist, sollte einen erfahrenen Sammler fragen.
Geheimnis um das Bernsteinzimmer
Wo wurde das „Gold der Ostsee“ einst abgebaut?
Tatsächlich wurden in einem Braunkohletagebau in Bitterfeld in Sachsen-Anhalt einst bernsteinführende Schichten entdeckt und anschließend abgebaut. In der Nähe von Königsberg wird an der Küste schon seit dem Mittelalter Bernstein gefördert. Gewonnen wird es aus der sogenannten „Blauen Erde“. Das ist eine etwa zehn Meter dicke Sandschicht.
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Was hat es mit dem Bernsteinzimmer auf sich?
Wie prunkvoll Gegenstände aus Bernstein aussehen können, lässt sich gut am Bernsteinzimmer im Katharinenpalast in Russland beobachten. Dabei ist das nicht das ursprüngliche Zimmer, sondern eine Rekonstruktion. Der preußische König Friedrich I. ließ die Wandvertäfelungen einst für einen zehn mal zehn Meter großen Raum anfertigen und im Schloss Charlottenburg in Berlin aufbauen.
Kurz darauf wurden die Vertäfelungen dem russischen Zaren Peter I. übergeben und schließlich 1755 im Katharinenpalast eingebaut. Dort blieb das Bernsteinzimmer bis zum Zweiten Weltkrieg, bevor es kurzzeitig ins Königsberger Schloss gebracht wurde. Wenig später verliert sich seine Spur. Die Rekonstruktion im Katharinenpalast kann seit Mai 2003 bestaunt werden.
Wann findet man das „Gold der Ostsee“ am besten?
Die Suche lohnt sich vor allem nach stürmischen Nächten mit auflandigem Wind. Zudem sollte die Wassertemperatur möglichst niedrig sein, weil die Bernsteine dann nach oben treiben.
Text: Marcus Taschke
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