Im südlichsten Zipfel von Rügen, Deutschlands größter Ostseeinsel hat sich die kleine Halbinsel Zudar dem touristischen Mainstream zum Trotz ihren idyllischen Charakter bis heute bewahren können. Der Sage nach soll sich das Grab eines berühmten Freibeuters auf Zudar befinden
Königstuhl, Binz, Prora, Störtebeker-Festspiele – das alles sind Highlights von Rügen, der größten deutschen Insel. Davon hat fast jeder schon gehört, Hunderttausende strömen jedes Jahr dorthin. Wer aber kennt die Halbinsel Zudar? Das ist eine kleine, 18 Quadratkilometer messende Halbinsel von Rügen, im Süden gelegen und ein Geheimtipp. Naturliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Die Boddenlandschaft und das Naturschutzgebiet Schoritzer Wiek sind wunderbare Ausflugsziele für Wanderungen.
Im Süden von Rügen kommen Naturliebhaber auf ihre Kosten
Auch im Winter ist Zudar eine Reise wert, bei eisigen Temperaturen türmt sich das Eis am Strand meterhoch – man sollte eine Kamera also dabei haben. Viele Ecken der Halbinsel sind mit dem Auto kaum erreichbar. So bleiben einige interessante Stellen vom Massentourismus verschont. Darum kann der Ruheliebende manch reizvolle Entdeckung machen.
Zudars Küste ist im Süden zum Festland hin durch Buchten und Halbinseln zergliedert. Die Ostküste zum Greifswalder Bodden hin wird von der geschützten Schoritzer Wiek und der nördlich anschließenden Bucht vor Garz im Rügenschen Bodden bestimmt. Die Westküste ist durch weite, oft baumlose Übergänge von Küste und Agrarlandschaft geprägt. Bei Sturmfluten dringt das Boddenwasser in die Niederungen vor, salztolerante Pflanzenarten wie Boddenbinse oder Strandaster zeugen davon.
Perfekter Badeurlaub für alle, die es ruhiger mögen
Die Schoritzer Wiek schneidet sich weit in die Halbinsel hinein. Der dortige Aussichtsturm bietet bei guter Sicht einen weiten Blick über fast unberührte Natur bis nach Greifswald, Swinemünde, die Halbinsel Mönchgut und das Jagdschloss Granitz. Sandstrände am Bodden und am Wiek laden zum Sonnen, Baden, Entspannen und Wandern ein, hier ist ein wundervoller Familienurlaub möglich. Am Strand findet man Muscheln, Hühnergötter, alte Pfeilspitzen aus Feuerstein, Bernstein und Donnerkeile.
Die Halbinsel Zudar also eignet sich zum Badeurlaub für Menschen, die es etwas ruhiger mögen als es zum Beispiel in den Seebädern Binz, Göhren oder Sellin möglich ist. Der Zeltplatz Pritzwald, das „Gelbe Ufer“, Grabow, Glewitz, das Maltziener Leuchtfeuer oder der Palmer Ort (der südlichste Punkt Rügens) mit seinen geschützten Uferbereichen laden zu aktiver Erholung ein. Wandern, Radfahren und Baden an einem naturbelassenen rund sechs Kilometer langen Strand machen Ferien auf Zudar zu einem Vergnügen. In den vergangenen Jahren sind auf Zudar schöne Ferienquartiere entstanden.
Rätsel um das Grab des Piraten Störtebeker
Die erste urkundliche Erwähnung der Halbinsel erfolgte 1166, Hügel- und Hühnengräber und ein Burgwall aus slawischer Zeit zeugen davon, dass die Besiedlung weit vor dieser Zeit erfolgte. Naturfreunde schätzen das Naturschutzgebiet Schoritzer Wiek und können die Vogelinsel Tollow besuchen. Dort gibt es eine Kormorankolonie. Der Sage nach soll sich hier das Grab des Piraten Klaus Störtebeker befinden, entdeckt wurde es bisher aber nicht …
Wer sich für Geschichte interesssiert, sollte sich die St.-Laurentius-Kirche in Zudar ansehen. Das Gotteshaus wurde 1318 erstmals urkundlich erwähnt. Vor 1370 war sie dank ihres „wundertätigen“ Marienbildes eine Wallfahrtskirche. Die Wallfahrten endeten nach dem Untergang eines Pilgerschiffs 1372, bei dem die Pilger ertranken. 1665 wurde der hölzerne Kirchturm fertiggestellt, 1992/1993 wurde der Dachstuhl des Kirchenschiffs saniert und neu gedeckt. Die gotische Kirche besitzt Langhaus und Chor mit einem runden Triumphbogen.
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Noch ein Ausflugstipp: Interessant ist der Ort Groß Schoritz, denn im ehemaligen Rittergut befindet sich die Geburtsstätte des Nationalichters und Patrioten Ernst Moritz Arndt. Sein Vater war Leibeigener. Neben seiner Dichtkunst ging er auch in die Geschichte ein, weil er gegen die napoleonische Herrschaft mobilisierte.
Arndt war ebenfalls Historiker und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Unterwegs nach Zudar lohnt sich ein Besuch im Ernst-Moritz-Arndt-Museum im Städtchen Garz, das an einem slawischen Burgwall liegt. Geburtshaus und Museum stellen die nicht unumstrittene Persönlichkeit Arndts auch in ihrer Widersprüchlichkeit vor.
Text: Hartmut Nieswandt