Die Seebrücke Koserow ist anders als ihre Schwestern in Ahlbeck, Bansin, Heringsdorf und Zinnowitz. Formschön und voll auf Funktionalität ausgerichtet, begeistert sie seit Sommer 2021 immer mehr Gäste. Besonders beliebt ist das Sonnenuntergangskino in bequemen Strandmuscheln.

Bernsteinbäder als ideale Umgebung für das Bauwerk

Neben den beliebten Kaiserbädern gibt es auch die Bernsteinbäder auf Usedom. Zempin, Koserow, Loddin und Ückeritz liegen wahrhaft idyllisch am schmalsten Streifen der Insel mit stellenweise nur 300 Meter Land zwischen Ostsee und Achterwasser. In der bei Bernsteinsammlern bevorzugten Gegend ist Koserow nicht nur das größte der vier Seebäder. Seit 2021 hat die Gemeinde einen weiteren Schatz vorzuweisen, der bei Gästen und Einheimischen durch die Bank gut ankommt.

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Mondän bis monströs – hier ist Fantasie gefragt

Die neue Seebrücke Koserow sticht durch ihre Form und Funktionalität heraus. Sie ist anders als ihre Schwestern auf Usedom: Geschwungen, verspielt und mit mehreren Ebenen versehen, regt das Bauwerk die Fantasie der Leute an. Manche meinen, in der Brückengestaltung eine Schlange zu erkennen, andere halten es gar für ein Meereswesen.

„Unsere Seebrücke symbolisiert eine Welle“, sagt Bürgermeister René König. Und er spricht die Sache mit dem Aberglauben an. Geister können angeblich keine Kurven nehmen, sich nur geradeaus bewegen. In Japan hatten die Architekten solche menschlichen Beweggründe deshalb beim Bau ihrer Samurai-Brücke zu berücksichtigen.

Die neue Koserower Seebrücke schlängelt sich wie eine Welle ins Meer. Foto: UTG
Die neue Koserower Seebrücke schlängelt sich wie eine Welle ins Meer. Foto: UTG

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Im Ostseebad Koserow hatte man bisher kein glückliches Händchen mit seinen Seebrücken, was laut König freilich nicht an bösen Geistern gelegen hat. Vielmehr hinterließen Unwetter wie Eisgang und Sturm auf den zu niedrigen und simplen Holzkonstruktionen ihre Spuren. Vom ersten, bereits im Jahre 1850, in Koserow errichteten Steg und noch bis ins 21. Jahrhundert hinein sind alle Nachfolger irgendwann in sich zusammengefallen.

Barrierefreiheit als oberste Brücken-Maxime

Damit der Seebrücke Koserow, der neuen Lieblingsbrücke vieler Usedom-Fans dieses Schicksal erspart bleibt, hat die Gemeinde Koserow seit der ersten Planungsrunde vorgesorgt. Das moderne Bauwerk steht deutlich höher und stabiler über dem Wasser. Als Architekten konnten Bürgermeister René König und seine Mitstreiter das in Seebrücken erfahrene Hamburger Büro Opfermann & Büchner gewinnen. Bei der Finanzierung erhielt die Gemeinde Fördermittel in Höhe von fünf Millionen Euro bei einem Eigenanteil über die Kurverwaltung in Höhe von 2,5 Millionen.

„Koserow ist seit vielen Jahren Projektort für barrierefreien Tourismus“, sagt der Bürgermeister. „Bereits Ende der 1990er-Jahre sind wir dem Abkommen von Barcelona beigetreten. Für uns stand fest: Wenn wir neu bauen, dann barrierefrei.“ Der Plan ging auf. Heute kommen zwei Kinderwagen oder Rollatoren problemlos aneinander vorbei, und Rollstuhlfahrer schaffen es ohne Schwierigkeiten an Bord der Adlerschiffe.

Wenn Sonnenuntergangskino, dann in Koserow

Neben der wellenartigen Form sorgt die Funktionalität der Seebrücke Koserow für Wows und Glücksgefühle. So gibt es unterschiedliche Plattformen, eine Bühne sowie Bänke auf mehreren Ebenen. Stylishe Strandmuscheln laden zum Blick übers Meer ein. Die sind so beliebt, dass es mitunter Wartezeiten auf freie Plätze gibt. „Mit der Gestaltung wollten wir erreichen, dass sich die Leute länger auf unserer Brücke aufhalten“, sagt König. Der große Renner ist das „Sonnenuntergangs-Kino“, wie der Bürgermeister betont.

„Wir haben den Vorteil, dass wir im Juni so ziemlich der einzige Fleck auf der Insel sind, wo man die Sonne im Meer untergehen sehen kann", sagt der Koserower Bürgermeister René König über "seine" neue Seebrücke. Foto: (c) stylefoto24 - stock.adobe.com
„Wir haben den Vorteil, dass wir im Juni so ziemlich der einzige Fleck auf der Insel sind, wo man die Sonne im Meer untergehen sehen kann“, sagt der Koserower Bürgermeister René König über „seine“ neue Seebrücke Koserow. Foto: (c) stylefoto24 – stock.adobe.com

„Wir haben den Vorteil, dass wir im Juni so ziemlich der einzige Fleck auf der Insel sind, wo man die Sonne im Meer untergehen sehen kann.“ Und noch etwas haben die klugen Koserower, die sich im Vorfeld in einer Arbeitsgruppe in das Großprojekt einbringen konnten, bei den Sitzmöglichkeiten bedacht: Die Plattform wurde so entwickelt, dass es bei jedem Wetter eine windgeschützte Seite gibt.

Kunst, Kolosse und ein bisschen Kultur

Gemeinsam hat die Gemeinde sich auch gegen eine Gastronomie auf dem ins Meer führenden Prachtwerk entschieden. Stattdessen sorgt ein Getränkewagen im Sommer für Erfrischung. Das i-Tüpfelchen auf der Seebrücke Koserow ist der 8 Meter hohe Turm mit den Vinetaglocken. Die 500 und 200 Kilo schweren Kolosse habe man in einer Glockenbörse im Internet erworben, bestätigt der Bürgermeister. Beide stammen aus einer entweihten Kirche und werden mittwochs um 16 Uhr geschlagen, wenn die Vineta-Sage abgespielt wird.

Heinz, der Mann mit der Glocke ist eine Skulptur der Hamburger Künstlerin ... Foto: Ines Patro
Gestatten Heinz, der Mann mit der Glocke – diese Skulptur wurde von der Hamburger Künstlerin Johanna Stallbaum geschaffen. Foto: Ines Patro

Und dann steht da noch Heinz, der Mann mit der Glocke. Erschaffen wurde die Kunstfigur von der Hamburgerin Johanna Stallbaum aus Cortenstahl. Ob der Mann aufs Meer hinausblickt oder den Besuchern der Brücke freundlich zugewandt ist, das überlässt die Künstlerin der Fantasie. Seinen Namen erhielt er im Andenken an den Architekten Heinz Büchner, der die Fertigstellung seiner Brücke nicht mehr erleben konnte.

„Bisher haben wir nur positive Reaktionen erhalten“, sagt René König sichtlich zufrieden. In der Planungsphase hätten sie mit 180 000 Besuchern im Jahr gerechnet. Schätzungen zufolge seien es bereits im ersten Brückenjahr 2021 rund 600 000 Menschen gewesen, die der Koserower Sehenswürdigkeit, einem neuen Wahrzeichen Usedoms, ihren Besuch abgestattet haben.

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