Paläste, Parks und Prominente – die 3 Kaiserbäder sind aufgrund ihrer klassizistischen Villen im Bäderstil wohl einzigartig in Europa. Unser Reporter Eckhard Behr ging in den Urlaubsorten Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin auf eine besondere Entdeckungstour.
Das Geheimnis der 3 Kaiserbäder
Ich habe Lampenfieber! – Nicht ohne Grund, denn ich „treffe“ in Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin (die 3 Kaiserbäder) auf der Insel Usedom die Prominenz des europäischen Hochadels, Stars der Literatur, des Films und Theaters.
Vor der Kulisse der europaweit einzigartigen Bäderarchitektur begebe ich mich auf Spurensuche. Ende des 19. Jahrhunderts sind die prunkvollen Paläste mit ihren Parks direkt in Sichtweite der Ostsee entstanden. Bankiers aus der Hauptstadt finanzierten, Berliner Architekten entwarfen und örtliche Handwerker bauten. So entstand – je nach Größe des Geldbautels der Auftraggeber – eine Architektur aus Historismus, Neogotik, Neorenaissance oder Jugendstil.
Hochadel war Stammgast in den Kaiserbädern
Meine Augen erfreuen sich an Säulen, Balkonen, hervorspringenden Gebäudeteilen, den sogenannten Risaliten, Loggien, Türmen und Veranden – Backstein, Holz und Stuck sind prächtig gemischt. Diese Melange zog von Anfang an den damaligen Hochadel wie Kaiser Wilhelm I und II, vor wenigen Jahren übernachtete Schwedens Königin Silvia im Ahlbecker Hof und der Kronprinz Frederik von Dänemark machte ebenfalls Station hier.
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Doch sie waren längst nicht die einzigen Prominenten, die sich verzaubern ließen von den Meilensteinen der Architektur. Der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel gehörte ebenso dazu wie der deutsch-amerikanische Maler Lyonel Feininger. Der war verliebt in die Motive der historischen Häuser mit ihren Fialen und Pilastern. Die Heringsdorfer Villa Oppenheim gehörte einst zu seinen Lieblingsmotiven beim Zeichnen. Die 3 Kaiserbäder profitierten von den prominenten Gästen.
Schriftsteller lieben seit jeher die Sonneninsel
Diese Paläste sind nicht nur in ihrer Fülle einzigartig, und jedes Haus hat auch eine eigene Geschichte zu erzählen. Von Berliner Bankiersfamilien wie Gerson von Bleichröder, der dem früheren Kanzler Bismarck gute Dienste erwies oder Industriellen, die auf der Insel Usedom ihr Geld anlegten. Von Thomas Mann, der gern in der Kaffeemühle einkehrte, dem Treffpunkt der Kunst- und Musikszene in Heringsdorf, aber auch von Theodor Fontane, der sich in der Heringsdorfer Kulmstraße 27 eine Wohnung mietete und bei seinen Wanderungen zu dieser Erkenntnis kam. „… Man hat Ruhe und frische Luft und diese beiden Dinge wirken wie Wunder und erfüllen Nerven, Blut, Lungen mit einer stillen Wonne…“.
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Diese Mischung half auch dem Schriftsteller Maxim Gorki, der sich in der Heringsdorfer „Villa Irmgard“ von einer Lungenkrankheit erholte. Heute ist die Villa ein Zentrum für literarische und musikalische Veranstaltungen. Dem Flair der Bäderarchitektur konnte sich auch Kurt Tucholsky nicht entziehen, der einst scherzte: „Vorne Ku‘damm hinten Ostsee…“
Erstes Seebad mit Freibade-Erlaubnis
All‘ diese Gebäude und ihre Geschichten haben meine Fantasie beflügelt und mich mit Leichtigkeit zur Villa Desny in Heringsdorf geführt. Hier erholte sich einst der Stummfilmstar Xenia Desny, Willi Fritsch und Heinz Rühmann kamen zur Sommerfrische vorbei, aber aus der Berliner Schickeria durfte natürlich Marika Röck nicht fehlen. Sie fühlte sich in den Kaiserbädern wohl.
Mein Streifzug führt mich schließlich nach Bansin – in die Bergstraße. Die Villen sind weniger pompös, bilden aber vom Meer aus gesehen eine Skyline, die im Glanz der Sonne überaus beeindruckend wegen ihrer Fülle ist, denn die Straße ist komplett erhalten. Bansin erhielt übrigens im Jahr 1923 als erstes deutsches Seebad die „Freibade-Erlaubnis“. Was hieß: die Badelustigen konnten direkt vom Frühstückstisch in die Fluten der Ostsee steigen. Die Zeit der Badekarren, in denen die Herrschaften in die Ostsee gezogen wurden, war damit vorbei. Diese Vehikel können übrigens noch heute an der Bansiner Promenade unweit der Konzertmuschel bestaunt werden.
3 Kaiserbäder auf Usedom: Historische Führungen nutzen
Mein letzter Abstecher gilt dem Hans Werner Richter-Haus. Hier wird dem Bansiner Jungen ein Denkmal der besonderen Art gesetzt, indem an ihn und die von ihm initiierte „Gruppe 47“ erinnert wird. Heinrich Böll, Siegfried Lenz, Marcel Reich-Ranicki, aber auch Günter Grass gehörten dieser Gruppe an. Die Gruppe setzte wesentliche Akzente für die Entwicklung der deutschsprachigen Literatur.
Nach all diesen Erlebnissen hat sich mein Lampenfieber gelegt, denn der Kopf ist prallgefüllt mit Wissen über ein Kapitel Inselgeschichte, das übrigens auch bei geführten historischen Streifzügen entdeckt werden kann.
Eckhard Behr
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